Biene & Co.

Mit Bienenweiden ein blühendes Band durch die Stadt knüpfen

Dank vieler Berichte ist die Bedeutung der Biene für unser Ökosystem wieder stärker in unser aller Bewusstsein gerückt. Dabei liegt das Schicksal nicht allein in den Händen einiger weniger Imker. Jeder Hobbygärtner kann ein kleines Stück zum Schutz von Bienen, Hummeln und Co. beitragen, indem er bienenfreundliche Pflanzen bevorzugt. Christian Bourgeois von der Frankfurter Initiative Bienenretter verrät, welche Pflanzen das sind und worauf man beim Anlegen einer Bienenweide achten sollte.

Frankfurter Beete: Man hört und liest ja immer wieder, dass sich Bienen in der Stadt durchaus wohlfühlen und in Gärten und Parks ein abwechslungsreiches Nahrungsangebot vorfinden. Warum ist es dennoch sinnvoll, wenn Hobbygärtner auf bienenfreundliche Pflanzen in ihren Gärten und auf dem Balkon achten?

Bourgeois: Zwar blüht es in der Stadt gegenüber ländlichen Gebieten früher, länger und vielfältiger, aber die Blühflächen der städtischen Parks und Gärten sind für Bienen wie weit entfernte Oasen in einer Betonwüste. Es ist daher sinnvoll, diese für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge über ein „blühendes Band“ zu verbinden. Für Maja und ihre Freunde ist es besonders in der kritischen Zeit im Frühling, Spätsommer und Herbst schwer, etwas Blühendes zu finden. Da besteht in Stadt und Land ein Mangel, den jeder von uns mit der richtigen Pflanzenauswahl abmildern kann.

Bienen, Hummeln und Co. lieben die violetten Blüten vieler Kräuter, wie hier die des Salbeis.
Bienen, Hummeln und Co. lieben die violetten Blüten vieler Kräuter, wie hier die des Salbeis.

Frankfurter Beete: Beim Samen- und Pflanzeneinkauf gibt es ein riesiges Angebot. Welche Pflanzen sind als Bienenweide besonders geeignet?

Bourgeois: Jetzt im Frühjahr liefern Krokusse, Buschwindröschen und Salweide die erste Nahrung. Heiß geliebt und ideal, um die lange Sommersaison abzudecken, sind Kräuter wie Lavendel, Bohnenkraut, Thymian, Minze, Basilikum, Küchen-Salbei, Schnittlauch, Ysop und Zitronenmelisse – man muss sie allerdings auch blühen lassen. Als bienenfreundliche Kletterpflanzen eignen sich italienische Waldrebe, Kapuzinerkresse und Efeu, bei den Kleingehölzen alle Rosmarinarten, Zwergfeldahorn und Zwergfelsenbirne. Fetthenne, Schneebeere und ungefüllte Sommerheide sind für den Herbst empfehlenswert. Grundsätzlich leisten alle Blühpflanzen einen sinnvollen Beitrag, solange sie keine gefüllten Blüten wie die meisten Rosen, Pfingstrosen, Astern und einige Sonnenblumenzüchtungen haben. Auch Geranien (Pelargonien) und Fleißige Lieschen sind aus Bienensicht leider wertlos.

Frankfurter Beete: Ein Trend der letzten Jahre ist die Rückkehr zur Wildblumenwiese. Was gibt es dabei zu beachten? Ich frage mich beispielsweise gerade, ob ich eine Mini-Blumenwiese im Kübel anlegen kann.

Wer seinen Rasen in eine Wildblumenwiese verwandeln möchte, braucht Geduld und eine gute Saatmischung.
Wer seinen Rasen in eine Wildblumenwiese verwandeln möchte, braucht Geduld und eine gute Saatmischung.

Bourgeois: Das ist natürlich toll, wenn man dafür eine Ecke in seinem Garten reservieren kann. Für Pflanzstreifen und Wildblumenwiesen gibt es im Handel sogenannte Blühmischungen. Diese lassen sich jetzt im Frühjahr ganz einfach an fast jedem Standort aussäen. Gut zu wissen: Die preislich günstigen Mischungen enthalten meist nur wenige einjährige Kulturarten. Viel interessanter sind jedoch die mehrjährigen mit einem Anteil von über 20 Prozent Wildkräutern. Das bedeutet zwar, erst im zweiten Jahr blüht es so richtig. Dafür spart man sich die erneute Aussaat in den folgenden Jahren. Der Ferrari unter den Mischungen ist die „Veitshöchheimer Bienenweide“ mit über 50 unterschiedlichen Arten. Wer eine solche Mini-Blumenwiese in Kübeln anlegen möchte, sollte einfach darauf achten, dass er eine niedrig und dicht wachsende Mischung auswählt und in eher magere Erde aussät. Denn Wildkräuter mögen keine überdüngten Böden.

Frankfurter Beete: Was können Bienen-Unterstützer machen, die nur einen Balkon oder sogar nur ein Fensterbrett zur Verfügung haben?

Bourgeois: Sehr interessant sind sogenannte „intelligente Balkonkästen„, in denen Küchenkräuter ein Zuhause finden. Von ihnen haben Mensch und Biene gleichermaßen etwas. Was man setzt, hängt vom persönlichen Geschmack und von der Lage ab: Wer einen Balkon oder ein Fenster mit starker Sonneneinstrahlung hat, sollte die typischen mediterranen Kräuter wie Salbei, Thymian, Lavendel & Co. bevorzugen. Für Plätze mit weniger Sonne eignen sich eher Kräuter wie Schnittlauch, Minze oder Zitronenmelisse. Wer mag, kann den Kasten im Winter ins Warme nehmen, so gibt es auch in der kalten Jahreszeit frische Kräuter.

Frankfurter Beete: Wo bekommt man das Saatgut beziehungsweise die Pflanzen für eine Bienenweide her?

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Christian Bourgeois ist Projektleiter der Frankfurter Initiative Bienenretter, die in ihrem Garten in Frankfurt-Sachsenhausen regelmäßig Führungen für Schulklassen und Interessierte anbietet und im Rahmen von Informationsveranstaltungen, Patenschaften und Workshops für Bienen und ihre Abhängigkeit vom ökologischen Gleichgewicht sensibilisiert. Bienenretter macht an Hand der Situation der Bienen Nachhaltigkeit begreifbar und ist offizielles Projekt der UN-Dekade ‘Bildung für nachhaltige Entwicklung’.

Bourgeois: Die Spezialsaatmischungen wie die einjährige „Tübinger Mischung“ oder die mehrjährige „Veitshöchheimer Bienenweide“ sind selbst im Fachhandel selten zu bekommen und lassen sich meist nur über das Internet beziehen. Aber auch im stationären Handel gibt es eine große Auswahl an geeignetem Saatgut, das man an Namen wie Bienenschmaus, Nektarwiese oder Blühmischung erkennt, zum Teil sogar in Bio-Qualität. Für Ungeduldige gibt es Kräuter und Stauden als Topfpflanzen aus heimischer Aufzucht im Blumenhandel, bei Gärtnereien und auf Wochenmärkten zu kaufen. Eine weitere Bezugsmöglichkeit, die außerdem noch Spaß macht, ist der Austausch von Samen und Pflanzen über Tauschbörsen, die sich inzwischen auch in Frankfurt etablieren.

Frankfurter Beete: Gibt es dabei etwas zu beachten?

Bourgeois: Wer bienenfreundlich und gleichzeitig nachhaltig gärtnern möchte, sollte einheimischen und wilden Arten den Vortritt lassen. Nicht zu empfehlen sind Pflanzen, die bei uns nicht heimisch sind und sich ungehindert ausbreiten (sogenannte invasive Neophyten). Dies sind insbesondere das Indische oder Drüsige Springkraut, der Riesen-Bärenklau (Herkulesstaude) und die Kanadische Goldrute. Selbst wenn sie für Bienen gut sind und früher sogar von Imkern gezielt angepflanzt wurden, verdrängen sie unsere einheimischen Arten und verursachen große Schäden in unserem Ökosystem. Ebenfalls wichtig: Beim Kauf von Blumen- und Pflanzerden bitte nur auf torffreie Erden zurückgreifen, um die letzten noch existierenden Moore vor der Zerstörung zu bewahren. Stattdessen sollte man Erden und Kompost von regionalen Herstellern wie in Frankfurt zum Beispiel der RMB Rhein-Main-Biokompost bevorzugen.

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2 Kommentare zu “Mit Bienenweiden ein blühendes Band durch die Stadt knüpfen

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