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Kleingarten meets Urban Gardening

Am vergangenen Wochenende ging der erste Frankfurter Heldenmarkt über die Bühne und wir waren mit unserem Vortrag ‚Kleingarten versus Urban Gardening‘ mit dabei. Für alle, die unseren Schlagabtausch nicht verfolgen konnten, hier eine Zusammenfassung…

Mehr als 4.000 Besucher wollten sich am vergangenen Wochenende beim ersten Frankfurter Heldenmarkt rund um das Thema nachhaltiger Konsum informieren. Die Berliner Agentur Forum Futura, die das Messekonzept auch bereits in Berlin, Bochum, München und Stuttgart etabliert hat, versammelte rund 80 Aussteller im stilvollen Ambiente des Bockenheimer Depots. Das Spektrum reichte von Ökostromanbietern und Banken mit ethischem Geschäftsmodell über ökologisch und fair produzierte Mode und Kosmetik bis hin zu Bio-Nahrungsmitteln. Wir waren wegen unseres Vortrags am Sonntagmittag vor Ort und freuten uns über eine gut besuchte, aber nicht zu überfüllte Messe. Mein persönlicher Eindruck: An beinahe jedem Stand wurde angeregt diskutiert. Der Heldenmarkt bot eine gute Gelegenheit, von Herstellern und Dienstleistern Informationen aus erster Hand zu erhalten und interessante Kontakte zu knüpfen.

Der Kleingarten ein Auslaufmodell?

Natürlich durfte auch das derzeitige Trendthema Urban Gardening in diesem Kontext nicht fehlen. Wir hatten die Ehre, einen der Vorträge im umfangreichen Rahmenprogramm des Heldenmarkts zu übernehmen. ZwergDass sich die Anfrage der Veranstalter auf einen schon etwas älteren unserer Blog-Beiträge mit dem Titel ‚Schrebergarten versus Urban Gardening?‘ bezog, hat uns nicht allzu sehr überrascht. Der Artikel wird immer noch häufig aufgerufen und scheint einen empfindlichen Nerv zu treffen. Im Kern steht dahinter die Frage: Ist Urban Gardening die einzig zeitgemäße Form des städtischen Gärtnerns? Und ist der Schrebergarten unter Gesellschafts- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ein Auslaufmodell? Wir wollten es genau wissen und haben unseren Vortrag genutzt, um das Für und Wider beider Formen in einem (hoffentlich) unterhaltsamen Schlagabtausch gegenüberzustellen.

Was das neue vom alten Gärtnern unterscheidet

Der Schrebergarten als Refugium für unsoziale Erbsenzähler auf der einen Seite, Urban Gardening als hippe Spielwiese für Bioromantiker auf der anderen – so in etwa ließe sich der Konflikt zuspitzen. Doch solche pauschalen Zuweisungen werden keiner Seite gerecht. Wir haben uns daher gefragt, was für uns die neue Qualität des Urbanen Gärtnerns eigentlich ausmacht. Abgeklopft haben wir beide Formen anhand folgender Kriterien:

Gärten als…

• Orte sozialer Begegnung

• Begrünung des öffentlichen Raums

• Möglichkeit der Selbstversorgung mit Obst und Gemüse

• Raum für einen kreativen und nachhaltigen Umgang mit Ressourcen

• Plattform für Vernetzung und Wissensaustausch

• Ausdruck eines jungen und hippen Lebensgefühls

Wo Urban Gardening und Kleingärten punkten

Es würde zu weit führen, die gesamte Argumentation unseres Vortrags zu wiederholen. Daher hier stellvertretend die prägnantesten Ergebnisse:

Urban Gardening: Sozialer Austausch, die Entwicklung einer gemeinsamen Vision und die Weitergabe von Wissen sind aus unserer Sicht die großen Stärken von Urban Gardening-Projekten, P1000143 (Medium)insbesondere von Gemeinschaftsgärten. Als frei zugängliche Plattformen haben sie eine wertvolle Multiplikatorfunktion über die engere Gemeinschaft hinaus, weil sie mit Workshops, kulturellen Veranstaltungen, Tauschbörsen etc. auch Interessierte ohne eigenen Garten für das Thema sensibilisieren. Ein kreativer Umgang mit Ressourcen ist für Urban Gardening-Projekte praktisch zwingende Voraussetzung, denn oft sind die genutzten Brachflächen nicht unmittelbar bepflanzbar (ein schönes Beispiel hierfür liefert der Hafengarten in Offenbach).

Kleingärten: Das große Potenzial der Schrebergärten liegt hingegen in ihrem Flächenanteil am städtischen Raum. Für die ökologische Vielfalt und als grüne Lunge leisten die mehr als 16.000 Kleingärten in Frankfurt einen wertvollen Beitrag. Auch wer sich zu möglichst großen Teilen selbst mit gesundem Obst und Gemüse versorgen möchte, benötigt eine gewisse Fläche und fruchtbaren Boden – hier hat der Kleingarten klar die Nase vorne. Werte wie gemeinschaftliches Handeln und Wissensaustausch werden eher informell und von der Öffentlichkeit unbemerkt gepflegt. Aus persönlichen Rückmeldungen haben wir jedoch den Eindruck, dass ein zunehmendes Interesse an einer stärkeren Vernetzung miteinander und über den Verein hinaus besteht. (Das deckt sich auch mit unseren Erfahrungen als Kleingärtner.)

Kleingarten meets Urban Gardening

Der Punkt für den höheren Hippnessfaktor ging in unserem Vortrag eindeutig an das Urban Gardening – nicht umsonst sind die neuen Gartenprojekte aktuell ein Lieblingsthema der Medien. In allen anderen Kategorien für ein zeitgemäßes städtisches Gärtnern gab es jedoch mehr oder weniger ausgeprägte Vorteile auf beiden Seiten. Und nicht nur das – in der Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Positionen haben wir auch viele Berührungspunkte zwischen beiden Formen entdeckt.  Nice to See You!Nicht selten stammen die Pflanzen für Urban Gardening-Projekte von Gartenvereinen aus der Nachbarschaft, werden öffentliche Tauschbörsen mit Samen, Setzlingen und Ernteergebnissen aus dem Kleingarten bereichert. Umgekehrt könnte der soziale Austausch, den viele Gemeinschaftsprojekte vorleben, auch für das Miteinander in Vereinen neue und inspirierende Anstöße liefern. In Ansätzen wie diesen liegt aus unserer Sicht eine Menge noch ungenutztes Potenzial. In diesem Sinne haben wir unseren Schlagabtausch versöhnlich enden lassen und den Titel kurzerhand programmatisch umformuliert. Statt versus heißt es nun: Kleingarten meets Urban Gardening! Wir freuen uns drauf…

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2 Kommentare zu “Kleingarten meets Urban Gardening

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