Stadtgrün

Blütenzauber zwischen Asphalt und Schienen

Straßenbegleitgrün

Es gibt sie schon, die wild blühenden Inseln im städtischen Grün. Und es sollen noch mehr werden – dank nachhaltiger Grünflächenpflege und eines bundesweiten Förderprojekts.

Imker wissen die Stadt als Bienenweide schon länger zu schätzen. Parks und Gärten bieten saisonabhängig ein vielfältiges Nahrungsangebot für Honigbienen, Wildbienen, Schmetterlinge sowie zahlreiche andere Insekten und Kleintiere. Und der Tisch könnte bald noch reichhaltiger gedeckt sein. Vor dem Hintergrund ihres Engagements zur Steigerung der Artenvielfalt im städtischen Grün wandelt die Stadt Frankfurt schrittweise Wiesenabschnitte in weitläufigen Parkanlagen sowie wenig beanspruchte Freiflächen wie innerstädtische Grünstreifen, Verkehrsinseln oder Autobahnzubringer in Wildblumenwiesen um. Durch Auswahl geeigneter Standorte und die Anpassung der Pflege soll in den kommenden Jahren eine größere Anzahl artenreicher Kleinbiotope im Stadtgebiet entstehen.

Vom artenarmen Rasen zur Wildblumenwiese

Wildblumenwiese Frankfurt: Wiesen für Insekten
Vom BUND angelegte Wildblumenwiese an der Einmündung Gießener Straße in die Friedberger Landstraße.

Pionier auf diesem Gebiet ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Frankfurt, der seit dem Jahr 2000 mit Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern sowie des Grünflächenamts gut ein Dutzend Rasenflächen umgestaltet hat. „Die von uns angelegten Wildblumenwiesen zeigen, dass auch mitten in der Stadt ökologisch wertvolle Lebensräume für Insekten, Wildbienen und Kleintiere entstehen können“, unterstreicht John Dippell vom BUND Frankfurt. Wichtige Voraussetzungen sind Kenntnisse zur erforderlichen  Bodenbeschaffenheit und geeigneten Pflanzenauswahl sowie ein konsequenter Verzicht auf Dünger und Herbizide – wie auf Frankfurts öffentlichen Grünflächen seit langem praktiziert. Der BUND Frankfurt setzt je nach Standortbedingungen und Größe des Areals auf die Aussaat regional vorkommender Wildkräuter und Gräser sowie auf sogenannte Initialpflanzungen heimischer Wildstauden, die sich in den Folgejahren selbst verbreiten. Wo die Umwandlung gelingt, wie beispielsweise auf dem Mittelstreifen eines Teils der Stresemannallee, lassen sich selten in der Stadt zu findende Arten wie Schlüsselblume, Wiesensalbei oder Klappertopf ausmachen – ein ökologischer Schatz zwischen Asphalt und Straßenbahnschienen.

Den ökologischen Wert deutlich machen

Stark beanspruchte Grünanlagen, wie das als Liege- und Picknickwiese genutzte Mainufer, kommen nicht als Standort für Wildblumenwiesen in Frage. Damit sich im Laufe der Zeit eine artenreiche Pflanzenwelt entwickeln kann, müssen Gräser und Wildblumen bis zur Samenreife stehenbleiben. Entsprechend werden die Wiesenflächen in der Regel zweimal, manche sogar nur einmal im Jahr gemäht. Nicht bei allen Bürgerinnen und Bürgern stößt das „verwilderte“ Grün auf ungeteilte Zustimmung, weiß der Leiter des Frankfurter Grünflächenamts Stephan Heldmann: „Ohne Wissen um die ökologische Bedeutung, erscheinen die 40 bis 60 Zentimeter hoch stehenden Wiesen, zumal wenn sie abgeblüht sind, manchem Betrachter als ungepflegt. Da wir künftig mehr Flächen in der Stadt naturnah gestalten wollen, dürfen wir es nicht versäumen, die Menschen mitzunehmen und über die Beweggründe unseres Handelns zu informieren.“

Daher informiert das Grünflächenamt ab Juni mit einer Broschüre und Infotafeln über den Wert der städtischen Artenvielfalt. Zusätzlich sind Führungen vor Ort sowie ein Bildungsprojekt für Kindergärten und Grundschulen in Kooperation mit dem Verein Umweltlernen e.V. geplant. Heldmann: „Wir würden uns freuen, wenn wir auf diesem Wege Interesse und vielleicht sogar Begeisterung für die bereits vorhandenen und noch entstehenden Blühstreifen und Wildblumenwiesen in unserer Stadt wecken könnten.“

Frankfurt ist Pilotkommune für artenreiches Stadtgrün

Wildblumenwiesen sind ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt
Je artenreicher, desto wertvoller für Insekten wie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co.

Auch das 2016 vom Bündnis „Kommunen für Biologische Vielfalt“ und der Deutschen Umwelthilfe gestartete Projekt „Stadtgrün – Artenreich und Vielfältig“ trägt dazu bei, Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern den Wert naturnaher Grünflächen besser zu vermitteln und das Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Es wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums. Frankfurt ist eine von fünf Pilotkommunen, die ihre Erfahrungen mit einer ökologisch ausgerichteten Grünflächenpflege dokumentiert und diese in die Erarbeitung eines Qualitätssiegels für ökologisches Grünflächenmanagement einbringt. Dazu gehört auch die Durchführung von konkreten Modellmaßnahmen für artenreiches Stadtgrün. Geplant ist die Entstehung einer neuen Wildblumenwiese auf dem rund 2.600 Quadratmeter umfassenden Mittelstreifen der Gerbermühlstraße in Frankfurt-Oberrad. Bodenanalysen und eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Vegetation liegen bereits vor. Der im Grünflächenamt zuständige Projektleiter Bernd Roser beschreibt die nächsten Schritte: „Im Herbst werden wir den Boden vorbereiten und eine Saatmischung aus heimischen Wildblumen ausbringen. Im nächsten Frühjahr sehen wir dann bereits die ersten Blüten.“

Die Erkenntnisse, die Frankfurt und seine Kooperationspartner im Rahmen des auf fünf Jahre angelegten Förderprojekts sammeln, sollen auch anderen Kommunen zugutekommen. Bedarf am Erfahrungsaustausch ist vorhanden: Immer mehr Städte und Gemeinden betrachten den Schutz der Artenvielfalt und die Vernetzung innerstädtischer Biotope als Kernaufgabe einer nachhaltigen Stadtentwicklung.

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