Gemeinschaftsgärten sind so unterschiedlich wie die Menschen, die in ihnen gärtnern. Beim Netzwerktreffen der Gemeinschaftsgärten in Frankfurt bot sich die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und Kennenlernen neuer Projekte.
Auch in diesem Jahr hatten die Volkshochschule Frankfurt, das Frankfurter Grünflächenamt und GartenRheinMain wieder zum Netzwerktreffen der Gemeinschaftsgärten eingeladen. Verschiedene Gartenprojekte aus der Stadt und der Region nutzten die Gelegenheit, sich den interessierten Besuchern der VhS-Veranstaltung sowie den Aktiven anderer Gärten vorzustellen. Mit dabei waren in diesem Jahr aus Frankfurt: der Erntegarten der GFFB vom Frankfurter Berg, das interkulturelle Gartenprojekt GelaGarten aus Seckbach, Rote Beete und Soziale Manufaktur aus Bockenheim und, als Ergänzung des Programms, der Botanische Garten Frankfurt. Aus der Region waren die Initiatorinnen des Interkulturellen Gartens Rüsselsheim, des Bürgergartens Idstein sowie des Nachbarschaftsgartens im Prinz-Emil-Garten Darmstadt zu Gast. Aus München war Gudrun Walesch angereist, um die Anstiftung mit ihren Förder- und Vernetzungsangeboten für offene Werkstätten, Reparatur-Initiativen sowie interkulturelle und urbane Gemeinschaftsgärten vorzustellen.
Gemeinschaftsgärtner brauchen einen langen Atem
So populär das gemeinschaftliche Gärtnern mittlerweile ist – allein in Frankfurt gibt es derzeit mehr als ein Dutzend Gartenprojekte – so braucht es doch viel Engagement, Phantasie und Durchhaltevermögen von der Idee bis zur Umsetzung. Lena Sandel vom 2018 gestarteten Gartenprojekt der Sozialen Manufaktur des DRK in Bockenheim berichtete über die Herausforderung, unterschiedliche Motivationen und Bedürfnisse der Mitglieder zu integrieren und ein Gemeinschaftsgefühl zu fördern. Hier konnte Ariane König vom Internationalen Garten Rüsselsheim wertvolle Tipps geben. Der bereits 2005 gegründete interkulturelle Garten gehört zu den Pionieren der Bewegung und hat sich – Stichwort Vereinsbürokratie – gerade neu aufgestellt. Während der Saison werden die 17 Parzellen und die Gemeinschaftsfläche ausschließlich biologisch bewirtschaftet. Die Gelegenheit zum Austausch untereinander und mit interessierten Besuchern bieten Veranstaltungen wie Offener Garten, Erzählabend oder Wintertreffen.
Nicht selten ist auch eine gehörige Portion Muskelkraft gefragt. Peter Frankenstein vom Erntegarten der GFFB zeigte Bilder vom komplett mit Brombeerhecken überwucherten Grundstück, das nach der mühevollen Rodung nun Platz für einen idyllischen Garten mit Hochbeeten, Teich und Barfußpfad bietet und Besuchern wie am Mitgärtnern Interessierten offensteht. Und Stephanie Horn vom Evangelischen Verein für Wohnraumhilfe schilderte, wie in Seckbach ein ehemaliger Parkplatz entsiegelt wurde, so dass dort seit vergangenem Jahr ein Spielplatz für die Kinder geflüchteter Familien und die Hochbeete des GelaGartens Platz finden.
Kreative Ideen rund um Programm und Finanzierung
Der Vorstellungs- und Überzeugungskraft von Initiatorin und Geschäftsleiterin des Nachbarschaftsheim Darmstadt e.V. Sandra Freitag verdankt der Nachbarschaftsgarten im Prinz-Emil-Garten sein Dasein. Sie berichtete wie der aus Saisongärten und Hochbeeten bestehende Garten in Zusammenarbeit mit Studierenden der TU Darmstadt geplant und mit vielen Ehrenamtlichen zum Leben erweckt wurde. Mit rund 140 Veranstaltungen im Jahr zieht der Garten viele Bewohnerinnen und Bewohner aus dem Darmstädter Stadtteil Bessungen an. Alle 14 Tage kommen von Mai bis September wechselnde Foodtrucks in den Garten und verköstigen bis zu 300 Besucher.
Auch die Initiatoren Dr. Birgit Anderegg und Ursula Oestrich vom Bürgergarten Idstein mussten erst einmal Durchhaltevermögen beweisen bis sie die Stadtverwaltung überzeugt hatten, dass ein Gemeinschaftsgarten ein bereicherndes Element für den Generationenpark Wörsbachaue wäre. Gepflanzt wird aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse in 15 Hochbeeten, darunter alte Gemüsesorten und spezielle Tomaten, die aus einer Kooperation mit dem Dottenfelder Hof stammen. Der Bürgergarten Idstein verzichtet auf den Einsatz von chemischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln und belegte 2018 den zweiten Platz beim bundesweiten Wettbewerb Deutschland summt.
Gebündeltes Wissen für Gemeinschaftsgärtner
Als Ergänzung zu den Vertretern der Gemeinschaftsgärten gab Andreas König vom Botanischen Garten in Frankfurt einen Einblick in die bewegte Geschichte des ursprünglich als Arzneipflanzengarten angelegten Areals in Bockenheim. Heute engagiert sich der Botanische Garten für Artenschutz und Umweltbildung und bietet einen Rahmen für beliebte Veranstaltungen wie die Pflanzenbörse im Frühjahr, Kräuterführungen, Apfelschau oder das Bienenfestival im Herbst.
Gudrun Walesch stellte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Netzwerktreffens die vielfältigen Informationsangebote von Anstiftung aus München vor. Sie schätzt die Zahl der urbanen und interkulturellen Gärten in ganz Deutschland auf rund 1.000. Anstiftung fördert gemeinschaftlich und insbesondere interkulturell ausgerichtete Gartenprojekte durch Vorträge, Workshops, Bücher und Praxisanleitungen, Webinare und Vernetzung und versteht sich als Multiplikator, der das Wissen der Gartengemeinschaft überregional verfügbar macht.
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