Immer mehr Kleingartenbesitzer ackern in ihrer Parzelle nach ökologischen Prinzipien. Ein Vorzeigeprojekt in dieser Hinsicht ist der KGV Ginnheimer Wäldchen. Dort gibt es sogar eine Gruppe, die sich eigens mit dem Thema naturnahes Gärtnern beschäftigt.
Auf den ersten Blick sieht der idyllisch in der Nidda-Niederung gelegene Kleingartenverein wie eine ganz normale Schrebergartenanlage aus. Bei näherem Hinsehen fallen jedoch ein paar Unterschiede auf. In einer Parzelle stehen die Hochbeete dicht an dicht, eine andere wirkt mit ihrer bunten Wildblumenwiese und der Totholzecke fast ein bisschen verwildert. „Viele von uns gärtnern naturnah“, sagt Kleingärtnerin Astrid Romey. Für sie bedeute das vor allem keine Schadstoffe, kein Plastik, keine Hybridpflanzen und selbst hergestellter Kompost. „Ich ziehe mein Obst und Gemüse ganz natürlich, ohne chemische Dünger oder Pestizide“, ergänzt sie stolz. In ihrem Schrebergarten lässt Romey manche Pflanze als Nahrung für die Bienen und Vögel stehen, die hier reichlich summen und zwitschern. Doch die Natur hat auch ihre Tücken. So lauern auf dem 7,8 Hektar großen Gelände des KGV Kaninchen und Wühlmäuse auf das Bio-Gemüse, denn es schmeckt ihnen natürlich besonders gut. Daher sind viele Beete eingezäunt. „Das naturnahe Gärtnern ist eben von den Rahmenbedingungen bestimmt, die man vorfindet“, erklärt die Hobbygärtnerin. „Das kann auch bedeuten, dass man Blumen pflanzt, die die kleinen Nagetiere nicht mögen.“
Totholz lebt!
Im vergangenen Jahr haben rund ein Dutzend Kleingärtner die Gruppe „Naturnahes Gärtnern“ gegründet. Regelmäßig treffen sie sich in der Vereinsgaststätte Niddapark. Alle, die Interesse an dem Thema haben, können mitmachen. Im Vordergrund steht vor allem der Erfahrungsaustausch und das Lernen von und miteinander. Ein wichtiges Thema auf der Agenda ist die Vermeidung von Lichtverschmutzung. „Es gibt auch bei uns viel zu viele Lichtquellen, die nachts den Himmel erhellen. Dazu gehört vor allem die Flutlichtanlage des nahe gelegenen Fußballvereins. Aber auch die Solarleuchten in den Kleingärtnern sind nicht gut für Insekten und Vögel, denn sie verlieren die Orientierung oder denken, es sei noch Tag“, verdeutlicht Ursula Gaitanides, zweite Vorsitzende des Vereins. Ein weiteres Thema, das bereits umgesetzt wurde und Nachahmer unter den Pächterinnen und Pächtern gefunden hat, ist die Schaffung von Totholz-Ecken als wertvollem Lebensraum für Pilze, Farne und Moose sowie Insekten und Kleintiere.
Unterricht im Bienengarten
„Angefangen hat das naturnahe Gärtnern mit einem Bienengarten, der insektenfreundlich bepflanzt wurde“, sagt Gaitanides. „Zuvor war das ein vermülltes Gelände.“ Auch einen Bienenlehrpfad gibt es inzwischen dort, der vor allem von Schulklassen gerne besucht wird. Bereits vor drei Jahren hatte sie mit Pächter Thomas Christl einen Pflanzenmarkt ins Leben gerufen. Seit dieser Zeit kümmert sich Gaitanides auch um die Gartenvergabe. „Wir legen vonseiten des Vorstands Wert darauf, dass neue Pächterinnen und Pächter ein Interesse am ökologischen und nachhaltigen Gärtnern haben“, betont sie. „Ich finde es wichtig, stets mit der Natur zu arbeiten und nicht gegen sie.“ Ihr Kleingarten, den sie zusammen mit ihrem Mann Stefan Gaitanides bewirtschaftet, ist ein Paradebeispiel dafür. Dort steht unter anderem ein toter Baumstamm, wo sich Insekten ansiedeln können. Und anstelle von künstlichen Düngern setzt die Kleingärtnerin Bokashi und effektive Mikroorganismen (EM) ein, um den Boden ertragreicher zu machen und gegen Schädlinge zu schützen. Auch so kann man naturnah gärtnern!
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