Was uns gefällt...

Wir gestalten die Stadt! Über Guerilla Gardening und Co.

Wem gehört die Stadt? Oder, abstrakter gefragt, der öffentliche Raum? Uns allen, den Bürgern, sollte man meinen. In der Praxis nehmen wir jedoch kaum Einfluss auf unsere städtische Umwelt. Viel zu oft überlassen wir die Gestaltung – ja, wem eigentlich?

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Was als Untergrundbewegung begann, ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen: Mittlerweile gibt es vorgefertigte Samenbomben im Biosupermarkt zu kaufen.

Es ist diese Ohnmacht, gegen die die modernen Stadt-Guerilleros ihre Zeichen setzen. Das Heikle daran: Was dem Einzelnen gefällt – mit Sonnenblumen bepflanzte Verkehrsinseln oder Farbtupfer im grauen Straßenbild – muss nicht zwangsläufig den Richtlinien der verantwortlichen Behörden entsprechen. Damit wird klar, warum sich die Bewegung den Guerilla-Begriff zu Eigen gemacht hat, der eigentlich aus dem militärischen Vokabular stammt und einen Krieg von Untergrundkämpfern gegen eine Übermacht beschreibt. Sympathischerweise geht es den Guerillagärtnern in aller Regel nicht um Zerstörung, sondern um ein politisches Statement im Zeichen des Umweltschutzes oder der Kritik an einer zunehmenden Ökonomisierung des öffentlichen Raums. Ihre Waffen sind Blumenzwiebeln und Samenbomben, mit denen Sie ihre Spuren im Einheitsgrün der Stadt hinterlassen. Wer mehr über die historischen Hintergründe und die politische Motivation der Bewegung erfahren möchte, dem empfehlen wir den 8-minütigen, für Radio X produzierten Podcast Guerilla Gardening mit den Ansprechpartnern des BUND Frankfurt für Wildes Gärtnern.

Ein Strickflashmob in Frankfurt

Beim Guerilla Gardening ist das Gärtnern also in erster Linie ein Medium, das bestimmte Botschaften transportiert. Diese Motivation im Hinterkopf, lassen sich leicht verwandte Spielarten im urbanen Straßenbild entdecken. Zu ihnen gehört etwa das Guerilla-Knitting (Strickaktionen im öffentlichen Raum), bei dem markante Punkte der Stadt durch das Anbringen von Accessoires oder gar durch vollständiges Verhüllen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich ziehen und eingefahrene Sehmuster durchbrechen sollen. So kommentierte etwa die Künstlergruppe ‚Kommando Agnes Richter‘ im Rahmen der von der Schirn 2011 initiierten Ausstellung ‚Playing the City‘ die Verstrickungen der Finanzwelt mit einem Strickflashmob vor der Frankfurter Börse. Und wer mit aufmerksamem Blick durch die Straßen läuft, wird immer wieder an Fahrbahnbegrenzungen, Straßenschildern oder auch Denkmälern die bunten Farbtupfer der Strick-Guerilla entdecken.

Der Guerilla-Polsterer von Wales

Ist die Kreativität der Stadtguerilla damit schon am Ende? Mitnichten, wie das Beispiel des Guerilla-Polsterers aus Wales zeigt, dessen Aktionen sogar der BBC einen eigenen Beitrag wert waren. Guerilla UpholstererSein Beispiel zeigt, dass dem Wirken im öffentlichen Raum praktisch keine Grenzen gesetzt sind. Vorausgesetzt natürlich, es wird bei den Aktionen nichts und niemand geschädigt. Mick Sheridan fand, dass die Bushaltestellen und Wartehäuschen in seiner Nachbarschaft wenig einladend wirkten – für einen Polsterer kein haltbarer Zustand. Im BBC-Porträt erzählt er, wie es dazu kam, dass er mit einer Gorilla-Maske über dem Kopf zur Verschönerung seiner Umwelt beiträgt.

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