Eine voll ausgereifte, am besten noch sonnenwarme Tomate frisch aufs Brot geschnitten – das ist für mich der Geschmack des Sommers. Doch vor der Ernte steht die erfolgreiche Aufzucht der Tomatenpflanzen. Ich habe daher gerne die Gelegenheit wahrgenommen, um mir beim Pflanz-Workshop mit der Tomaten-Expertin Melanie Grabner noch einige Kniffe abzuschauen.
Die Kultivierung der Tomate ist eine weltweite Erfolgsgeschichte. Kaum zu glauben, dass ein Schwergewicht wie die Ochsenherztomate auf die johannisbeergroße Wildtomate zurückgeht, wie sie heute noch in den nördlichen Regionen Südamerikas wächst. Über die Jahrhunderte – in Europa beginnt die Zucht mit den ersten von Christoph Columbus eingeführten Exemplaren – wurden die verschiedenen Sortenmerkmale soweit verfeinert, dass heute rund 2.000 Tomatensorten zur Wahl stehen. Diese Vielfalt in Farbe, Form und Geschmack kann aber nur erhalten werden, wenn die unterschiedlichen Sorten weiterhin von Erzeugern und Hobbygärtnern angebaut und im Umlauf gehalten werden. Vor diesem Hintergrund hatte das Slowfood Convivium Frankfurt, das sich neben anderen Schwerpunkten für die Qualität von Lebensmitteln und den Erhalt regionaler Sorten stark macht, zu einem Pflanz-Workshop mit der Tomatenexpertin Melanie Grabner von lilatomate eingeladen. Rund 30 Teilnehmer ließen sich am Samstag in der Frankfurter Ziehenschule in die Kunst der Tomatenanzucht für Balkon und Garten einweihen.
Aussaat von Tomaten in Blumenerde
Melanie Grabner baut in ihrem rund 700 Quadratmeter großen Nutzgarten im pfälzischen Böhl-Iggelheim jährlich rund 100 Tomatensorten an – eine Auswahl an sortenfesten Samen und Pflänzchen hatte sie dabei und ließ die Workshop-Teilnehmer unter ihrer Anleitung gleich selbst aussäen und pikieren. Der März ist die ideale Zeit für die Aussaat: Tomaten benötigen Wärme zum Keimen und schätzen daher einen temperierten Platz auf der Fensterbank. Grabner hat gute Erfahrungen mit der Anzucht in Blumenerde gemacht, die man mit dem Boden eines weiteren Töpfchens andrückt und glättet. Dann werden die Samen darauf verteilt und mit einem Erde-Sandgemisch abgedeckt. Für die Keimlinge ist das nur die erste Station im Wachstumsprozess, daher dürfen ruhig mehrere Samen einer Sorte mit etwas Abstand voneinander auf die Aussaatfläche verteilt werden.
Schonendes Pikieren der Pflanzen
Vereinzelt werden die Pflänzchen nach rund drei Wochen, wenn sie über den Keimblättern das erste charakteristische Blätterpaar ausgebildet haben, dann erhält jedes seinen eigenen Topf, in dem es bis zum Auspflanzen auf den Balkon oder in den Garten weiter wachsen kann. Gut zu wissen: Das Pikieren bedeutet für die Pflänzchen mit ihren noch zarten Wurzeln Stress. Man sollte sie daher vorher gießen, damit sie noch einmal Wasser aufnehmen und die Zeit überstehen bis sie in der neuen Erde angewachsen sind. Prinzipiell benötigen die jungen Tomaten zwar viel Licht, aber in den ersten Tagen nach dem Pikieren sollte man sie nicht direkt der Sonne aussetzen. Noch ein Tipp von mir: Unter den umgesetzten Tomatenpflanzen waren zwei etwas aufgeschossen und entsprechend gefährdet, umzuknicken. Schaschlik-Spieße aus Holz lassen sich wunderbar zur Tomaten-Stütze umfunktionieren.
Vorbereitung für das Auspflanzen der Tomaten
Tomaten benötigen konstant zweistellige Temperaturen, daher pflanzt man sie erst nach den Eisheiligen Mitte Mai ins Freiland. Die Zwischenzeit kann man nutzen, um den Boden optimal vorzubereiten, denn als Starkzehrer benötigen Tomaten eine gute Versorgung mit Nährstoffen. Grabner empfiehlt zum Saisonstart die Einarbeitung von Kompost und Hornspänen als Langzeitdüngung. Ein Tipp, den wir sicher auch in unserem Garten erproben werden, ist das spatentiefe Untergraben von Brennnesselblättern (keine Samen und keine Wurzeln!), die zersetzt werden und der Pflanze als Stickstofflieferant dienen. Im späteren Saisonverlauf benötigen die Tomaten dann eher schnell verfügbare Nährstoffe, die man ihnen in Form eines biologischen Flüssigdüngers zuführen kann. Tomaten lieben die Wärme und scheuen den Regen, daher ist ein sonniger und überdachter Standort ideal. Wer seine Pflanzen auf Balkon oder Terrasse ziehen möchte, sollte auf großzügige Pflanzgefäße, regelmäßige Düngung und gute Belüftung achten. Im Freiland besteht der häufigste Fehler darin, die Pflanzen zu eng zu setzen – das begünstigt die gefürchtete Braunfäule. Grabner empfiehlt daher einen Abstand von 70 cm zwischen den Pflanzen. Das regelmäßige Ausgeizen der Seitentriebe schafft ebenfalls Luft und sorgt dafür, dass die ganze Kraft den Früchten des Haupttriebes zugute kommt.
Tomatenvielfalt kultivieren
Schon die klingenden Namen der Tomatensorten, die Melanie Grabner für den Workshop mitgebracht hatte, ließen bei uns Teilnehmern Vorfreude auf die Ernte aufkommen. Ich bin schon gespannt, wie sich meine Schätze vom Gelben Birnchen, über die Gestreifte Mittelgroße bis hin zur Mexikanischen Honigtomate entwickeln werden. Einige der schönsten Früchte werde ich nutzen, um daraus neues Saatgut für das kommende Jahr zu gewinnen. Wie das geht, haben wir hier bereits beschrieben. Für alle, die wissen möchten, was aus den Setzlingen geworden ist: Im August lädt das Slowfood-Convivium die Teilnehmer und alle anderen Interessierten zu einem weiteren Workshop in den Frankfurter Garten ein, wo die Ernte gemeinsam verarbeitet und verkostet werden soll.
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