Anfang Juni ging ein neuer Gemeinschaftsgarten mit dem klangvollen Namen „Rote Beete“ im Stadtteil Bockenheim an den Start. Auf einem malerischen Gelände zwischen Appelsgasse und Grempstraße werkeln rund ein Dutzend Freizeitgärtner in großen Hochbeeten. Einige davon sind Anwohner.
Am Sonntag vor einer Woche wurde die offizielle Einweihung des neuen Gemeinschaftsgartens mit einem Picknick begangen – ein schöner Anlass für uns, das neue Projekt einmal in Augenschein zu nehmen. Doch den Garten zu finden, war gar nicht so leicht. Mehrmals ging ich die pittoreske Appelsgasse mit ihrem alten Kopfsteinpflaster auf und ab, bis ich schließlich einen Durchgang entdeckte. Doch dann öffnete sich vor meinen Augen ein Gelände wie aus einem romantischen Gemälde mit einer alten Backsteinruine, verwitterten Mauern und einer baumbestandenen Wiese, wo die Freizeitgärtner ihre Decken ausgebreitet hatten. Daneben spross in vier großen Hochbeeten frisches Gemüse. Doch bevor ich selbst von dem Gartenbuffet kostete, unterhielt ich mich erst einmal mit Johanna Müller und Timo Völker, den beiden Initiatoren des neuen Gemeinschaftsgartens.
Ein besonderer Ort
„Wir sind erst vor einem Jahr nach Bockenheim gezogen“, sagt Müller. „Nachdem wir den schönen Ort entdeckt hatten, kam uns gleich die Idee, hier ein Urban Gardening-Projekt aufzuziehen.“ Wie ich weiter erfahre, war das Gelände in den 1980er Jahren saniert worden und zuvor ein Kinderspielplatz gewesen. Auch die eindrucksvolle steinerne Kräuterspirale war bereits vorhanden. Über die Macher des Frankfurter Gartens seien sie dann an Simone Jacob vom Grünflächenamt gelangt, die sofort Unterstützung bei dem Projekt zusicherte, ergänzt Völker. „Außerdem haben wir uns mit Ortsvorsteher Axel Kaufmann und dem Stadtteilbüro in Verbindung gesetzt, da wir auch die Anwohner in das Projekt einbinden wollten. Wir haben ihnen einfach Briefe eingeworfen, in denen wir sie über das geplante Projekt informierten und einluden, mitzumachen.“ Im Gespräch mit den Anwohnern hätten sie dann Hinweise erhalten, dass es auf dem Gelände früher viel Randale gab und auch gedealt wurde. „Das konnten wir aber bislang nicht bestätigen“, sagt Müller. „Im Gegenteil: Seit Juni sind wir im Garten aktiv und die Jugendlichen, die vorbeikommen sehen das Projekt durchweg positiv.“
Schildchen als Pflanzenwegweiser
Wie wir erfahren, sind unter den aktiven Freizeitgärtnern der Roten Beete auch einige Anwohner dabei. Das sei auch deshalb schön, da bei den heißen Temperaturen die Pflanzen täglich gegossen werden müssten, verdeutlicht Völker. „Wir treffen uns jeden Mittwochabend hier und besprechen gemeinsam, was wir machen. Zum Beispiel haben wir genau festgelegt, wie man die Hochbeete nutzt.“ Es habe nämlich schon des Öfteren jemand etwas eingepflanzt, obwohl die Stelle bereits mit einer anderen Aussaat belegt gewesen sei. „Das passiert uns jetzt nicht mehr, denn wir haben überall Schildchen angebracht, auf denen genau steht, was dort gesät wurde“, ergänzt Müller. Die Hochbeete werden von den Gärtnern gemeinsam betreut. Neben der Reaktivierung der Kräuterspirale wurden bislang vor allem Beerensträucher, Tomaten, Stauden und Wildblumen gepflanzt. Manchmal brächten Anwohner aber auch ihre eigenen Pflanzen mit, sagt Völker: „Wir haben vorrangig Kräuter, Gemüse und bienenfreundliche Blumen in den Hochbeeten. Schön ist auch, dass außer ein paar Gurken noch nichts weggekommen ist.“
Viel Unterstützung von der Stadt
Wie bei vielen anderen Urban Gardening-Projekt unterstützt das Grünflächenamt die Bockenheimer Gärtner mit Erde von der RMB sowie Gartengeräten und Wassertanks. „Auch das Stadtteilbüro hilft uns“, sagt Müller. „So haben wir von ihnen das Nutzungsrecht für das Gelände bekommen.“ Erst vor kurzem war bei einem Rundgang des Projekts Stadtwandeln durch Bockenheim auch der Gemeinschaftsgarten den Teilnehmern vorgestellt worden. „Wir finden es toll, dass sich die Stadt engagiert und wir viele neugierige Besucher haben“, freut sich Völker. „Wir wollen mit dem Projekt vor allem der Anonymität entgegenwirken, die überall in den Städten herrscht.“ Mit seinen schönen Hochbeeten, umgeben von alten Mauern scheint der Gemeinschaftsgarten ideal dafür zu sein und ich ergreife die Gelegenheit, mich unter die Picknickgäste zu mischen. So einfach geht Vernetzung.
3 Kommentare zu “In Bockenheim wächst ein neuer Garten”