Es ist Juni und die Stadt ächzt bereits unter hochsommerlichen Temperaturen. Schön wäre jetzt ein schattiges Plätzchen zum Durchatmen. Eines, wie es sich die Ostermeyers in ihrem Hinterhof im Frankfurter Nordend geschaffen haben. Bei meinem Besuch lässt ein laues Lüftchen die handtellergroßen Blätter der Pfeifenwinde an der Wand des Vorderhauses sanft rascheln. Eine Sitzgruppe im gepflasterten und ringsum begrünten Hof lädt zu einer Pause ein. Gemeinsam mit Katja Heinke, der Tochter der Eigentümer, lasse ich die grüne Oase auf mich wirken. Nach der staubigen Hitze der Straße ist es hier gefühlt gleich um einige Grad frischer. Das vielgestaltige Grün, das den gepflasterten Innenhof umgibt, bildet einen hübschen Kontrast zur gelb-roten Backsteinfassade des Hinterhauses.
Bepflanzte Höfe sorgen für ein besseres Mikroklima
Anlass für meinen Besuch ist das von der Stadt Frankfurt aufgelegte „Förderprogramm Klimaanpassung“ (hier die Förderbedingungen), das Haus- und Grundstückseigentümer mit finanziellen Zuschüssen bei der Begrünung von Höfen, Dächern und Fassaden unterstützt. Das Ziel: Möglichst viele grüne Inseln sollen dazu beitragen, die Aufheizung stark verdichteter Stadtteile während der Sommermonate zu mildern. Dass sich der Hinterhof von Katja und ihrer Familie zu einer solch grünen Oase entwickelt hat, verdanken sie einer beherzten Umgestaltung, die durch ein ähnliches Förderprogramm der Stadt in den 1980er Jahren motiviert war. „Meine Eltern haben sich damals bewusst dazu entschieden, auf Pkw-Stellplätze zu verzichten und stattdessen Raum für Beete, einen Sandkasten, eine Sitzecke sowie Fahrradstellplätze für die Hausgemeinschaft geschaffen“, berichtet Katja.
Im Kübelgarten wachsen die Exoten
Gepflegt werden die Beete von den Hauseigentümern. In ihnen wachsen Pflanzen, die mit dem halbschattigen Standort gut zurechtkommen, wie zum Beispiel Bergenien, Funkien, Prachtspieren, Storchenschnabel oder Taglilien. Eine blau blühende Clematis windet sich über den Durchgang zum Hof und heißt Besucher willkommen. Himbeeren und eine kleine Brombeerhecke laden zum Naschen ein. In der sonnigsten Ecke des Hofes hegt Katja ihre „Exoten“ in Kübeln – Hibiskus und Strelitzie sorgen für bunte Farbtupfer im Grün. „Mein besonderer Stolz ist eine Frangipani, auch als Tempelbaum bekannt, die ich selbst aus Samen gezogen habe und die uns alle hoffentlich einmal mit ihren schönen Blüten belohnen wird“, ergänzt die Hobbygärtnerin. Auch der kleine Vorgarten zeugt vom grünen Daumen der Hausbesitzer: Hier haben Katja und ihre Eltern sonnenhungrige Stockrosen, Margeriten und zwei Spalier-Apfelbäumchen gepflanzt. In Kübeln wachsen Tomaten. Sogar Kürbisse rankten sich in früheren Jahren schon die Hauswand hinauf. Katja lacht: „Wenn ich die Pflanzen wässere, bleibt oft jemand für einen kurzen Plausch stehen. So eine kleine Wildnis ist eben doch schöner anzusehen als eine langweilig geschotterte Vorgartenwüste.“
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