Biene & Co. Stadtgrün

Frankfurt hat seinen ersten Zeidlerbaum

Wild lebende Honigbienen sind heute eine absolute Seltenheit in unseren Breitengraden. Die Bienenbotschafter wollen die traditionelle Kulturtechnik der Zeidlerei wiederbeleben. Im alten Botanischen Garten in Frankfurt schufen sie im Stamm einer abgestorbenen Buche einen natürlichen Nistplatz für einen Bienenschwarm.

Zeidlerbaum Botanischer Garten Frankfurt
Stellten ihr Projekt den Besuchern des Botanischen Gartens vor (v.l.n.r): Umweltdezernentin Rosemarie Heilig, die Bienenbotschafter Manuel Schüle und Moses Martin Mrohs, der Leiter des Botanischen Gartens Manfred Wessel, und Bienenbotschafter Antonio Gurliaccio. Im Hintergrund die vorbereitete Spitze des Zeidlerbaums, die am Wochenende auf die tote Buche im Botanischen Garten aufgesetzt wurde.

Die Idee entstand in vergangenen Herbst im Rahmen des Frankfurter Bienenfestivals. Damals führten die Bienenbotschafter vor, wie aus Baumstämmen mit Motorsäge, speziell geschmiedeten Werkzeugen, vor allem aber Muskelkraft wesensgerechte Nisthöhlen für Bienen entstehen. Die so genannten Klotzbeuten dienen in der naturnahen Imkerei als Ersatz für hohle Bäume, die in unseren stark bewirtschafteten Wäldern kaum noch zu finden sind. Umso mehr freuten sich die Bienenbotschafter Antonio Gurliaccio, Manuel Schüle und Moses Martin Mrohs, dass sie die Gelegenheit erhielten, im alten Botanischen Garten in Frankfurt eine abgestorbene Buche in einen echten Zeidlerbaum zu verwandeln. Bereits im Mai, wenn in unseren Breitengraden die Bienen schwärmen, könnte ein Volk in den ausgehöhlten Stamm einziehen.

Klotzbeuten als Beitrag im Kampf gegen das Bienensterben

Herstellung einer Klotzbeute im Botanischen Garten in Frankfurt
Umweltdezernentin Rosemarie Heilig demonstriert unter fachlicher Anleitung von Bienenbotschafter Antonio Gurliaccio wie eine Klotzbeute entsteht. Sie will sich dafür einsetzen, dass weitere Klotzbeuten in der Stadt installiert werden.

Den Bienenbotschaftern geht es bei ihrer Arbeit um zweierlei: Zum einen wollen sie neues Interesse für das alte Handwerk der Zeidlerei wecken. Bis ins 19. Jahrhundert war die Imkerei in ausgehöhlten Baumstämmen ein florierender Berufszweig bevor der Honig durch die Zuckerrübe als Süßungsmittel verdrängt wurde. Wenn heute Klotzbeuten installiert werden, geht es jedoch weniger um den Honigertrag – der ist in der konventionellen Beute deutlich höher. Die Bienenbotschafter wollen mit ihrem Handwerk die Rückverwilderung der Honigbiene unterstützen und so einen Beitrag im Kampf gegen das nach wie vor grassierende Bienensterben leisten. Dahinter steht die Erkenntnis, dass die über viele Jahrzehnte auf Ertrag und Friedfertigkeit selektierten Bienenvölker der traditionellen Imkerei besonders anfällig für die gefürchtete Varroamilbe sind.

Naturnaher Nistplatz mit menschlicher Betreuung

Sollte die Klotzbeute im Botanischen Garten im Frühjahr besiedelt werden, bräuchte das Bienenvolk aber zunächst noch die Unterstützung des Menschen. Gurliaccio, der Imker im Bienenbotschafter-Team, wird daher regelmäßig am Zeidlerbaum nach dem Rechten sehen. Auch eine Fremdbesiedlung der Baumhöhle durch Wespen oder Hornissen kann nicht ausgeschlossen werden. Hier gilt dann die Devise: Wer den komfortablen Nistplatz in luftiger Höhe zuerst entdeckt, macht für diese Saison das Rennen. Wer sich den Neuzugang im alten Botanischen Garten anschauen möchte, läuft vom Eingang kommend links am Teich entlang. Der Zeidlerbaum ist gut zu erkennen: Die Bienenbotschafter haben ihm in Anlehnung an den Frankfurter Messeturm eine auffällige Dachspitze aus Holzschindeln geschenkt. Wer Interesse an der Herstellung von Klotzbeuten hat, kann dies im Rahmen eines Workshops der Bienenbotschafter erlernen.

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