Es blüht und grünt in den Gabionen auf dem Ginnheimer Kirchplatz. Und man darf wohl sagen, dass das in Verbindung mit der Ausstellungsreihe Stadtlabor unterwegs entstandene Urban Gardening-Projekt den alten Ortskern belebt und viele Ginnheimer zur aktiven Teilnahme angeregt hat. Doch wer sind eigentlich die urbanen Gärtner und Gärtnerinnen vom Ginnheimer Kirchplatz und was sind ihre Motive? Ljudmila Belkin und Alexandra Vetter stellen einige von ihnen in ihrer liebevoll gestalteten Kurzfilmreihe „Die Gärtner und ihre Gärten“ vor. Zwei Porträts sind bereits fertiggestellt, drei weitere sollen im Laufe des Sommers noch folgen. Wir haben die Filmemacherinnen zu den Hintergründen ihres Projekts befragt.
Frankfurter Beete: Frau Belkin, Sie gärtnern selbst am Kirchplatz. Wie kamen Sie dazu, das Projekt gemeinsam mit Alexandra Vetter auch filmisch zu begleiten?
Belkin: Die vom Historischen Museum Frankfurt initiierte Ausstellung „Stadtlabor unterwegs – G-Town. Wohnzimmer Ginnheim“ ist seit kurzem abgeschlossen. Das Garten-Projekt auf dem Kirchplatz geht aber noch weiter. Unsere Filme sind eine Art selbst organisiertes Begleitprogramm für das Projekt; die Fixierung seiner Ergebnisse für das breite Publikum, aber auch Anregung für die Teilnehmer selbst.
Frankfurter Beete: Uns hat die Form gefallen – Sie sprechen nicht über die Ginnheimer, sondern mit ihnen. Wie kam es zu diesem Zugang?
Belkin: Es sind viele interessante Persönlichkeiten dabei, mit komplexen Garten- und Gärtner-Bildern im Kopf. In den Berichten über die kollektiven Aktionen gehen oft diese individuellen Schätze verloren. Ich wollte sie dagegen zu einem speziellen Thema machen. Schließlich bin ich Kunsthistorikerin und arbeite gerne mit der Kunst. Ich fand es anregend, das gärtnerische Experiment mit den filmischen Experimenten Alexandras zu verbinden. Die Musik von Eick Hoemann spielt da auch eine wichtige Rolle.
Vetter: Ihren besonderen Charakter verdanken die Filme sicher auch der reduzierten Form. Die Idee von Ljudmila, die Gärtner vom Ginnheimer Kirchplatz zu porträtieren, hat mich sofort begeistert. Dass wir dabei mit minimalen technischen Mitteln arbeiten würden, hat mich nicht abgeschreckt. Vielmehr sehe ich das als eine Annäherung an die Urban Gardening-Projektteilnehmer, deren Grenzen ja auch durch die einer Gabione bestimmt sind.
Frankfurter Beete: Aus Ihrer Beobachtung: Was treibt die urbanen Gärtner an?
Belkin: Da gibt es ganz unterschiedliche Motive. Für die einen ist das City-Gärtnern eine politische Geste, für andere die Teilnahme an der Stadtgestaltung und wieder für andere die Möglichkeit, den alten Traum zu realisieren, ein Gärtchen mitten in der Stadt zu haben. Auch die mediale Motivation ist nicht zu unterschätzen: Die großen städtischen Projekte bedeuten auch Nähe zu den Medien, sei es eine gut besuchte Seite auf Facebook oder die Berichterstattung in der lokalen Presse. (lacht) Wir selbst haben uns das Medium Film ausgesucht.
Frankfurter Beete: Hat sich durch die Beschäftigung mit dem Thema auch Ihre persönliche Sicht verändert?
Vetter: Sehr sogar! Ich habe mich mit dem Thema „Urban Gardening“ vorher nie aktiv beschäftigt. Aber durch meine Familie (ich bin in einer russischen 2-Millionen-Stadt aufgewachsen und die Sommerzeit war immer „Dacha“-Zeit) und durch meine Freunde kam ich mit dem Gardening in Berührung. Ich muss aber gestehen, dass ich erst durch dieses Projekt mit Ljudmila wirklich dafür sensibilisiert wurde. Blumen und Pflanzen, die ich von meiner Mutter oder Freunden bekommen habe, betrachte ich nicht mehr als eine zusätzliche Pflicht im Haushalt, sondern als etwas Lebendiges, worum man sich auch gerne kümmert.
Frankfurter Beete: Und was verbindet die urbanen Gärtner von Ginnheim – schließlich ist es ja ein Gemeinschaftsgarten?
Belkin: Das Gemeinsame ist natürlich die Liebe zum Gärtnern, aber auch die Freude am Zusammenarbeiten. Stark verbindend wirkt auch die Pflege der Pflanzen. Wenn ich abends komme und sehe, dass jemand meine Gabione gegossen hat, rührt mich das ganz tief. Das Ginnheimer Projekt trägt ausgeprägte lokale Züge. Ich glaube, wir alle sind in diesem Sommer mehr Ginnheimer geworden.
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