April und Mai sind die Monate, in denen im Garten die Vorbereitungen für die kommende Pflanzsaison anlaufen. In Zeiten von Corona und der dringenden Aufforderung, räumliche Distanz zu halten, ist das nicht ganz einfach umzusetzen. Wir haben Jessica Wiegand vom Gallus Garten gefragt, wie sie das gemeinschaftliche Gärtnern gerade organisieren…
Frankfurter Beete: Der Gallus Garten liegt ja im öffentlichen Raum und ist für Gärtner wie Besucher aus dem Stadtteil frei zugänglich. Habt ihr spezielle Regeln aufgestellt, um euch und die Besucher vor einer Corona-Infektion zu schützen?
Wiegand: Für den Aufenthalt im Gallus Garten gelten die Richtlinien, die die Behörden generell für den öffentlichen Raum formuliert haben. Bei der Einhaltung bauen wir auf das Verantwortungsgefühl unserer Mitglieder und Besucher, ausreichend Abstand voneinander zu halten. Ihre individuell gepflegten Hochbeete können die Gärtnerinnen und Gärtner auch jetzt vorbereiten und bepflanzen, soweit sich die Ausgangsbeschränkungen nicht ändern. Bei uns ist es außerdem üblich, dass jeder sein eigenes Werkzeug mitbringt. Das reduziert ebenfalls das Risiko einer Ansteckung. Über unseren E-Mail-Verteiler und den Newsletter halten wir miteinander Kontakt.
Frankfurter Beete: Und die gemeinsam zu erledigenden Aufgaben wie die Pflege der Gemeinschaftsbeete oder das Umsetzen des Komposts? Wie organisiert ihr die gerade?
Wiegand: Da ist jetzt Improvisationsgeist gefragt. Wir gehen derzeit nur bedingt davon aus, dass wir unser geplantes Klimacafé „Garten fit für den Sommer“ am 25. April gemeinsam mit den Gärtnerinnen und Gärtnern durchführen können. Daher werden wir uns vermutlich auf eine digitale Absprache der Gemeinschaftsarbeiten einrichten müssen. Per Mail würden wir dann die konkret anfallenden Aufgaben aufzeigen, erläutern und gegebenenfalls auch Zeitfenster anbieten, wann einer von uns Organisatoren sich im Garten aufhält, so dass man mit Distanz auch Fragen stellen könnte. So lange es die Situation erfordert, gärtnern wir eben mit verteilten Aufgaben.
Frankfurter Beete: Du arbeitest gerade wie viele andere im Homeoffice und bist nicht so häufig im Garten wie sonst. Kannst Du dennoch einschätzen, welche Bedeutung der Gallus Garten gerade jetzt für die Anwohner hat?
Wiegand: Unser Garten ist auch in normalen Zeiten schon eine grüne Oase in einem Stadtteil, in dem es wenig schön gestaltete Grünflächen gibt. Die Umgebung ist von Mehrfamilienhäusern geprägt. Nicht alle Wohnungen verfügen über einen Balkon. Eine Runde durch den Garten oder ein Sonnenbad auf einer unserer Sitzgelegenheiten – auch hier natürlich mit dem nötigen Mindestabstand – kann sicher dabei helfen, dass einem zuhause nicht die Decke auf den Kopf fällt. Aktives Gärtnern ist außerdem ein heilsames Mittel, um angesichts der derzeit oft bedrückenden Nachrichtenlage auf positive Gedanken zu kommen. Der Gallus Garten hat also gerade in diesen Tagen eine wichtige Funktion für die Nachbarschaft, auch wenn es natürlich noch schöner ist, gemeinsam zu gärtnern.
Frankfurter Beete: Wie geht es Dir persönlich mit der Situation? Glaubst Du, die Erfahrung, die wir alle aktuell machen, wird längerfristig etwas verändern?
Wiegand: Alle Angebote von KiZ Kinder im Zentrum Gallus e. V., zu denen auch der Gallus Garten gehört, sind gerade heruntergefahren. Ich arbeite seit einigen Tagen im Homeoffice und merke schon jetzt, dass mir der unmittelbare Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen und den Familien fehlt. Ich glaube, wir werden die Gemeinschaft und das nachbarschaftliche Netzwerk noch stärker zu schätzen wissen, wenn wir alle wieder zusammenkommen. Ich kann mir auch vorstellen, dass sich noch mehr Menschen für das Gärtnern und die Selbstversorgung mit Gemüse und Kräutern interessieren werden als das bisher schon der Fall ist. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um mit dem Pflanzen zu starten.
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