Es gibt ein weiteres engagiertes Urban Gardening-Projekt in Frankfurt. Unter dem Namen „Essbares Fechenheim“ gärtnern seit diesem Frühjahr rund ein halbes Dutzend Freizeitgärtner und Freizeitgärtnerinnen in dem östlichen Stadtteil gemeinsam an zwei Standorten. Das Besondere: Jeder, der an den bunt bepflanzten Hochbeeten vorbeikommt, darf ernten.
Fechenheim, Frankfurts östlichster Stadtteil, ist geprägt durch Gegensätze: Große Industrieanlagen wie die Alessa und ein ausgedehntes Gewerbegebiet treffen auf den idyllischen Mainbogen mit seiner Auenlandschaft und Siedlungsbauten aus der Nachkriegszeit auf einen dörflichen Ortskern mit alten Fachwerkhäuschen und Gässchen. Dort, am Linneplatz, stehen seit kurzem viereckige Hochbeete, wo Anwohner und Spaziergänger, Tomaten und anderes Gemüse ernten dürfen. Die Idee dazu hatte Betül Gök, Initiatorin des Projekts „Essbares Fechenheim“. Gemeinsam mit Leonore Vogt vom Quartiersmanagement Fechenheim rief sie im letzten Jahr das ambitionierte Urban Gardening-Projekt ins Leben. Auch sechs große Hochbeete auf einem Spielplatz in der Konstanzer Straße gehören dazu. „Das Wasser für die dortigen Beete beziehen wir von einem nahgelegenen ehemaligen Toilettenhäuschen, das erst im April im Rahmen eines Kunstprojekts verschönert wurde“, sagt Gök. In dem Pavillon seien auch die Gartengeräte untergebracht. „Viele Anwohner kommen vorbei, da ihre Kinder auf dem Spielplatz spielen und uns gerne beim Gießen helfen“, ergänzt Vogt.
Grünes Licht von den Behörden
Gök studiert Umweltingenieurwesen in Darmstadt. Ihr Interesse für das Gärtnern im öffentlichen Raum sei durch ihr Studium und Besuche im Frankfurter Garten gekommen, sagt sie. Doch dann wollte sie ein eigenes Projekt in Fechenheim aufziehen. Das war im Frühjahr letzten Jahres. „Ich setzte mich mit Frau Vogt zusammen. Sie fand die Idee toll und hat mich sofort unterstützt“, sagt sie. Im Juli folgte das erste Treffen des neuen Gartenprojekts im Nachbarschaftsbüro in der Leo-Gans-Straße, zu dem einige Interessenten kamen. Bei einem Brainstorming entstand dann die Idee, zwei Standorte mit Hochbeeten zu schaffen. Bis Ende 2017 ging es erst einmal darum, bürokratische Hürden zu bewältigen. Dabei konnte Vogt mit ihrer Erfahrung im Bereich Quartiersmanagement helfen. „Wir haben das Projekt dem Ortsbeirat vorgestellt, der schließlich Grünes Licht für die Nutzung der beiden Gelände gab“, erläutert sie ihr Vorgehen. „Außerdem konnten wir Simone Jacob vom Grünflächenamt gewinnen. Sie war sogar bei einem unserer Treffen dabei und hatte uns für Unterstützung und hatte uns ihre Unterstützung bei der Anschaffung von Hochbeeten und Erde zugesagt.“
Öffentlichkeitswirksame Projekte
Im Februar dieses Jahres war es dann endlich soweit: Die ersten Hochbeete wurden aufgestellt und befüllt. „Wir hatten dafür bewusst den Winter gewählt, damit sich die Erde erstmal setzen kann“, verrät Vogt. Angepflanzt wurde im April, die offizielle Einweihung erfolgte im Juni. „Wir treffen uns jeden zweiten Mittwoch im Monat um 18:30 Uhr an den Hochbeeten in der Konstanzer Straße und planen unsere Projekte“, informiert Gök. „Bei schlechtem Wetter sind wir im Nachbarschaftsbüro in der Leo-Gans-Straße 48.“ Öffentlichkeitswirksame Projekte gibt es inzwischen einige: So war das Essbare Fechenheim am Stand des Quartiersmanagements auf dem traditionellen Fischerfest vertreten, das am vergangenen Samstag stattfand. „Dort gab es beispielsweise Brote mit selbstgemachter Pesto, Marmelade, Kräuterbutter sowie Ringelblumensalbe aus eigener Produktion“, sagt Vogt. „Am 12. September wollen wir übrigens Kräuteröl und -essig herstellen. Im Oktober ist eine Bastelaktion mit Kindern geplant, bei der neue Schilder für die Beete gefertigt werden sollen“, nennt Gök weitere Aktionen. Wer mitgärtnern oder an einem Workshop teilnehmen will kann einfach über die Homepage Essbares Fechenheim Kontakt aufnehmen. „Viele haben bereits einen eigenen Garten und bringen daher wertvolle Erfahrung mit“, sagt Vogt. „Doch es können alle mitmachen, auch ohne Gartenerfahrung.“
„Unsere anfängliche Angst vor Vandalismus war übrigens unbegründet, sieht man einmal von dem ein oder anderen abgeknickten Pflänzchen oder nicht sachgemäß geerntetem Gemüse ab“, sagt Gök. „Es ist jetzt umgekehrt: Jeder darf in den Hochbeeten auch selbst pflanzen. So finden wir dort inzwischen eher mehr Gewächse vor und nicht weniger.“ Für das Urban Gardening-Projekt wünscht sich Vogt künftig noch mehr Vernetzung. „Jetzt wo viele Anwohner gesehen haben, dass das Gärtnern im öffentlichen Raum funktioniert, wäre es schön, wenn es im nächsten Jahr noch mehr Aktive werden“, sagt sie. „Ich würde gerne noch mehr Kinder miteinbeziehen“, ergänzt Gök. „So könnten wir beispielsweise gemeinsam Insektenhotels bauen.“
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