Samen sind kleine Wunder. Sie können über einen langen Zeitraum Leben in sich konservieren und treiben plötzlich aus, sobald sie mit Erde und Feuchtigkeit in Berührung kommen. Das Guerilla Gardening macht sich diese Fähigkeit bei der Verschönerung öder Brachflächen durch Samenbomben zunutze.
Wir kommen für unser Blog viel herum und erhalten regelmäßig Tütchen mit Samen für Bienenweiden und Wildblumenwiesen geschenkt. Ein Teil davon wandert in unseren Garten, aber wohin mit dem Rest? Warum nicht daraus Samenbomben rollen, um damit öde Flächen in der Stadt zum Leben zu erwecken?
Samenbomben kinderleicht selbst herstellen
Alles, was man zur Herstellung von Samenbomben oder Seedbombs benötigt, ist eine relativ lehmhaltige Gartenerde und Samen. Sollte der Boden eher bröselig und sandhaltig sein, sorgt eine Extraportion Ton für den Zusammenhalt der Kugel. Am besten funktioniert es, wenn man die Samen zunächst unter die eher trockene Erde mischt und ein wenig Wasser zugibt. Dann heißt es rollen und die kleinen Kugeln gut verdichten, damit sie beim Auftreffen auf den Untergrund nicht zerbrechen. Man kann die noch feuchten Samenbomben sofort ausbringen oder man lässt sie gut durchtrocknen, beispielsweise in Eierkartons. Dann sind sie auch längere Zeit haltbar. Der beste Zeitpunkt zum Verteilen von Samenbomben, insbesondere wenn einjährige Saaten enthalten sind, ist das Frühjahr. Wer seine Seedboms später im Jahr wirft oder Samen von Zweijährigen Blumen verwendet, muss sich bis zur Blüte im folgenden Jahr gedulden.
Samenbomben sind eine alte Kulturtechnik
Viele Wildblumen und Kräuter sind sehr genügsam in ihren Ansprüchen an den Boden. Damit eignen sie sich besonders zur Besiedlung karger Brachflächen, Wegesränder und Baumscheiben. Die wenige Erde, die sie zum Keimen und Wachsen benötigen, bringen sie in Form der Samenbombe bereits mit. Doch wozu soll das Werfen oder Auslegen von Samenbomben eigentlich gut sein? Der japanische Mikrobiologe und Landwirt Masanobu Fukuoka hat das uralte Prinzip der „Samenbombe“ an verschiedenen Orten in der Welt dazu genutzt, verödeten Landstrichen zu einer neuen und artenreichen Vegetation zu verhelfen.
Wo das Platzieren von Samenbomben sinnvoll ist – und wo nicht
In einer hoch verdichteten Stadt wie Frankfurt ist das natürlich nur begrenzt möglich. Und doch gibt es bei genauerem Hinsehen genug Stellen, denen einige Farbtupfer im Asphalt gut tun würden – umso mehr, wenn sie mit heimischen und bienenfreundlichen Saaten bepflanzt werden. Wir waren rund um unseren Heimatkiez Preungesheim unterwegs und haben unsere Sammenbomben in Baumscheiben, einer zugemüllten Gabione und einer Unterführung verteilt. Dabei haben wir uns von unserem Wunsch zur Begrünung besonders unwirtlicher Orte leiten lassen. Und darin liegt auch die besondere Stärke eines mit Verantwortung durchgeführten Guerilla Gardenings: Orte, die wir in ihrer Leblosigkeit und Hässlichkeit garnicht mehr wahrnehmen, können durch Samenbomben zum Blühstreifen oder einer blühenden Insel inmitten von Beton werden – zur Freude und zum Nutzen von Menschen und Tieren. Tabu sind Gärten, Parks, sonstige Privatgelände und Naturschutzgebiete aus Respekt vor dem Eigentum anderer und dem ökologischen Gleichgewicht, das durch den Eintrag fremder Pflanzen gestört werden könnte.
Update zum Thema Ausbringen von gebietseigenem Saatgut:
Mit Wirkung zum 1. März 2020 dürfen in Deutschland nur noch gebietseigene Gehölze und gebietseigenes Saatgut in der freien Natur ausgebracht werden. So soll der Erhalt der regionalen Vielfalt im Sinne des Artenschutzes sichergestellt werden. Denn lokal angepasste Pflanzen sind weniger anfällig für Umweltänderungen und Störungen. Zudem können Pflanzen aus nicht gebietseigener Herkunft für spezialisierte Tierarten weniger nützlich sein, weil sich der Blühzeitpunkt oder Blattaustrieb verschiebt
Wo gilt die neue Regelung zum Ausbringen von gebietseigenem Saatgut? Gärten sind von der gesetzlichen Regelung ausgenommen. Innerstädtische Flächen im öffentlichen Raum wie das typische Straßenbegleitgrün, auf dem Wildblumenwiesen angelegt werden, sollten hingegen mit gebietseigenem Saatgut bepflanzt werden. Weitere Informationen zum rechtlichen Hintergrund auf der Seite des Bundesamts für Naturschutz. Eine Übersicht mit Anbietern von regional angepasstem Saatgut bietet der Verband deutscher Wildsamen- und Wildpflanzenproduzenten e.V..
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