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Permakultur-Workshop auf dem Dottenfelder Hof: Auf den Boden kommt es an…

Es war bislang eine der seltenen Gelegenheiten, sich bei uns in der Region mit dem Konzept der Permakultur vertraut zu machen. Die NABU Umweltwerkstatt Wetterau hatte in ihrer Reihe ‚Wetterau im Wandel’ zum Permakultur-Workshop auf den Dottenfelder Hof nach Bad Vilbel eingeladen. Martin Kern, der sich am Dottenfelder Hof mit dem Spezialgebiet Gemüsezüchtung befasst und selbst einige Jahre das Konzept der Permakultur in Australien und Neuseeland studierte, gab Einblicke in Theorie und Praxis.

Permakultur – Was steckt dahinter?

Der Begriff Permakultur wurde in den 1970er Jahren von Bill Mollison und David Holmgren geprägt und entstand aus der Verknüpfung von permanent und agriculture. Als Gegenentwurf zur konventionellen Landwirtschaft mit ihrem Düngemittel- und Pestizideinsatz sowie der Tendenz zur Monokultur entwickelten die beiden Australier das Konzept eines nachhaltigen, sich selbst erhaltenden Gartenbaus. Zur Einordnung in der Vielzahl der Bio- und Nachhaltigkeits-Entwürfe: Es gibt diverse Überschneidungen, etwa mit der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, zu der sich auch der Dottenfelder Hof als Demeterbetrieb verpflichtet. Die Permakultur geht aber noch deutlich über den biologischen Gartenbau hinaus, indem sie auch energietechnische, stadtplanerische, soziale und wirtschaftliche Aspekte integriert.

Im Mittelpunkt steht der fruchtbare Boden

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Die Qualität des Bodens kann man sehen, fühlen und riechen – Workshopleiter Martin Kern (3. v. rechts) erklärt, worauf es ankommt.

Ob landwirtschaftlicher Betrieb oder Hausgarten: Der Schlüssel zum ertragreichen und gleichzeitig nachhaltigen Gemüse- und Obstanbau liegt in der Erhaltung und kontinuierlichen Verbesserung der Bodenqualität. Die Permakultur strebt ein Gleichgewicht an, das dem Boden die entzogenen Nährstoffe auf natürlichem Weg durch das Einbringen von Humus (Kompostierung) wieder zuführt. Ein weiteres Erkennungsmerkmal für Permakulturbeete: Die Pflanzensorten stehen nicht schnurgerade und voneinander separiert, sondern in ‚Nachbarschaften’, die sich gegenseitig begünstigen. Das kann auf den ersten Blick planlos wirken und in der Praxis, wie eine Teilnehmerin berichtete, zu dem Problem führen, die eingesäten Pflanzen nur schwer wiederzufinden. Der Vorteil: Durch geschickte Kombination lässt sich der Wasserbedarf deutlich reduzieren. Zudem sind die Pflanzen weniger anfällig für Schädlings- und Krankheitsbefall als in einer Monokultur.

Praktische Anschauung bringt das Permakulturkonzept näher

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Kern erläutert, wie sich mit wenig Arbeitsaufwand ein neues Beet anlegen und für die Pflanzung im kommenden Jahr vorbereiten lässt.

Die zu Beginn gestellte Frage von Workshopleiter Kern nach den Erwartungen der Teilnehmer ergab den einhelligen Wunsch, praktisch anwendbares Wissen für den Umgang mit Humus, Fruchtfolgen, Gründüngung, Mulchen und anderen Stichworten der Permakultur mitzunehmen. Mir ging es selbst so: Ich hatte bereits das eine oder andere zum Thema gelesen. Von der bunten Vielfalt eines Permakulturbeets ist unser Garten dennoch ein gutes Stück weit entfernt. Umso erfreulicher, dass Kern die Theorie immer wieder durch praktische Anschauung auflockerte, beispielsweise zur richtigen Zusammensetzung des Komposts (mehr dazu in Kürze). Es gab Tipps zum Ansetzen von Kräuterjauche. Wir erfuhren, wie man mit geringem Arbeitsaufwand Grasland in ein Beet umwandelt und mittels Gründüngern für die Pflanzung vorbereitet und legten selbst Hand an beim Auslösen von Samen.

Auf dem Weg zur Selbstversorgung?

Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz, der das Thema Gartenbau in einen größeren gesellschaftlichen Rahmen stellt, strebt die Permakulturbewegung einen möglichst hohen Grad an Selbstversorgung an. Der Workshop bot auch die Gelegenheit, diese Idee einmal durchzuspielen. Wieviel Fläche wäre erforderlich, um eine Familie zu ernähren? Und würde es wirklich Sinn machen, wenn wir neben dem Obst- und Gemüseanbau auch noch in die Tierhaltung einsteigen? (Dass jeder Frankfurter zum Veganer wird, ist kaum realistisch.) Von diesem Punkt führt der Weg beinahe zwangsläufig zu Modellen der solidarischen Landwirtschaft, mit einer gemeinschaftlichen Übernahme von Verantwortung für die Nahrungsmittelproduktion. Man sollte sich keine Illusionen machen: Mit Romantik hat das wenig zu tun. Wer diesen Weg gehen möchte, braucht Durchhaltewillen, Know-how und engagierte Mitstreiter. Dass es machbar ist, zeigt die Praxis – das Netzwerk solidarische Landwirtschaft listet aktuell knapp 40 gemeinschaftlich bewirtschaftete Betriebe für Deutschland auf.

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Zum Kreislauf der Selbsversorgung gehört auch die Samengewinnung für das kommende Jahr. Hier wird Dillsamen von der getrockneten Blüte gelöst.

 

Mein Fazit: Ein großes Dankeschön an Martin Kern vom Dottenfelder Hof, der uns einen kompakten Überblick über das Konzept der Permakultur gegeben und mit reichlich praktischen Anregungen versorgt hat. Mindestens ebenso wertvoll fand ich persönlich den Austausch mit den Workshop-Teilnehmern, der möglicherweise noch über die Veranstaltung hinaus gepflegt werden wird. Empfehlenswert ist das Seminar aus meiner Sicht für alle, die einen Einstieg in die Permakultur suchen und sich vernetzen möchten.

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1 Kommentar zu “Permakultur-Workshop auf dem Dottenfelder Hof: Auf den Boden kommt es an…

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