Frankfurt und Urban Farming, passt das zusammen? Die GemüseheldInnen sind überzeugt, dass wir unsere Möglichkeiten für die innerstädtische Selbstversorgung mit Gemüse, Kräutern und Obst noch längst nicht ausschöpfen.
Kürbisse ranken malerisch den Zaun hinauf, Mangold und Sellerie wachsen prächtig in den Hügelbeeten, Kapuzinerkresse und Schmuckkörbchen sorgen für Farbtupfer im satten Grün. Ende August sieht der Garten der GemüseheldInnen im wahrsten Sinne des Wortes zum Anbeißen aus. Wobei es eigentlich ein knappes Dutzend Gärten sind, die die beiden Permakulturgärtnerinnen Laura Setzer und Juliane Ranck gemeinsam mit rund einhundert Bürgerinnen und Bürgern im Frankfurter Nordend bewirtschaften. Die Inspiration zu ihren Permakulturinseln holten sich die beiden bei der französischen Permakulturfarm Ferme du Bec Hellouin und Market Gardening-Betrieben wie Weierhöfer Gartengemüse. „Wir möchten den Gemüseanbau zurück in die Stadt holen und zeigen, dass eine biologische und regionale Selbstversorgung möglich ist“, beschreibt Ranck das Ziel der GemüseheldInnen, oder, wie sie es in ihrem Motto einfach auf den Punkt bringen: „Frankfurt essbar machen“.
Verlassene Gärten in der Grünen Lunge wiederbelebt
Ihre ersten Flächen im Frankfurter Stadtgebiet fanden die beiden Anfang 2019 in Gestalt mehrerer brachliegender Gärten in der sogenannten Grünen Lunge nördlich des Günthersburgparks. Diese wurden im Zuge der Baupläne für die Günthersburghöfe nicht mehr verpachtet und drohten zu verwildern. „Wir haben einfach losgelegt, auch wenn wir damit rechnen müssen, dass die Gärten irgendwann der Bebauung zum Opfer fallen. Bis dahin möchten wir diese kostbaren Flächen jedoch im Sinne der Menschen und der Umwelt sinnvoll nutzen“, beschreibt Setzer die Anfänge der GemüseheldInnen. Und die waren durchaus schweißtreibend: Bevor in den Beeten gegärtnert werden konnte, mussten zunächst 15 Tonnen Müll eingesammelt und entsorgt werden. Da war es eine gute Nachricht, dass sich die Stadt für die Zwischennutzung des Areals durch die GemüseheldInnen offen zeigte und die FES das Projekt mit dem Abtransport von Müll und Grünschnitt unterstützte.
Permakultur bedeutet, im Einklang mit der Natur zu handeln
Wie funktioniert nun das gemeinschaftliche Gärtnern mit so vielen Beteiligten und einer auf mehrere Gartenparzellen verteilten Anbaufläche? „Wir sind ein offenes Projekt, bei dem jede und jeder unabhängig vom jeweiligen Vorwissen mitmachen kann“, erklärt Setzer. Gegärtnert wird nach den Prinzipien der Permakultur. Dabei stehen der Erhalt des ökologischen Gleichgewichts und die Verbesserung der Bodenbeschaffenheit mit natürlichen Mitteln an erster Stelle. Das Wissen um diese nachhaltige Form des Obst- und Gemüseanbaus haben sich Setzer, Ranck und weitere Mitglieder der GemüseheldInnen mit Hilfe von Seminaren, Literatur und Tutorials angeeignet. Ranck: „Und nicht zuletzt hilft uns der Austausch mit den Aktiven anderer Gartenprojekte, mit denen wir beispielsweise über den Ernährungsrat Frankfurt vernetzt sind.“
Die Gegebenheiten des Standorts optimal nutzen
Eine der ersten Aktionen, die die GemeinschaftsgärtnerInnen im Frühjahr noch vor der Kontaktbeschränkung durch Corona umgesetzt haben, war das Anlegen vieler Hügelbeete. Diese sind vollständig aus fruchtbarer Erde aufgebaut und bieten den Pflanzenwurzeln viel Raum und ein optimales Milieu, um sich zu entfalten. Während Hitzeperioden speichern sie die Feuchtigkeit besser als herkömmliche Beete. „Hügelbeete oder Beete, die durch ihre Form besonders gut die Sonne einfangen, sind typisch für einen Permakulturgarten“, so Setzer, „ebenso das Pflanzen von Mischkulturen und das konsequente Mulchen, das die Beete vor Austrocknung schützt.“ Zum Düngen verwenden die GemüseheldInnen natürliche Bodenverbesserer wie Kompost oder auch Schafswolle, die ebenfalls einen guten Langzeitdünger abgibt.
Gärten erfreuen sich steigender Nachfrage
Und wie fällt die Bestandsaufnahme im zweiten Jahr des GemüseheldInnen-Projekts aus? „Natürlich war das Auftreten von Corona im Frühjahr ein Schock und hat zunächst einmal unsere gemeinschaftlichen Aktionen ausgebremst“, erinnert sich Ranck. „Andererseits hat die Nachfrage nach Gärten insgesamt stark zugenommen. Das haben auch wir in Form vieler Anfragen gespürt.“ Aktuell gibt es für den Standort in der Grünen Lunge eine Warteliste, in der sich am Mitgärtnern Interessierte eintragen können. Sie werden dann über Aktionen informiert und können in einen Garten fest einsteigen, sobald Unterstützung gebraucht wird. Anschauen kann man die Gärten jederzeit. Auf Anfrage führen engagierte GemüseheldInnen durch ihr Paradies.
Neue Gemüseheldinnen und -helden gesucht
Und es soll nicht bei dem einen Standort in der Grünen Lunge bleiben. Gemeinsam mit dem Ernährungsrat Frankfurt haben die GemüseheldInnen im Februar dieses Jahres den Arbeitskreis PermaKulturInseln Frankfurt gegründet. Dessen Ziel ist es, essbare Inseln in ganz Frankfurt zu etablieren. Eine Fläche für eine weitere Permakulturinsel ist mit einer rund 1.000 Quadratmeter großen Gartenparzelle am Bornheimer Hang bereits gefunden. Nun werden weitere Gemüseheldinnen und -helden gesucht, die Lust haben, gemeinsam zu gärtnern und zu ernten. Ranck: „Die GemüseheldInnen Georg und Ilka legen gerade los mit dem neuen Projekt und freuen sich über alle, die die Permakulturinsel am Bornheimer Hang gemeinsam mit ihnen gestalten möchten.“ Wer dabei sein will, kann ab sofort unter info@gemueseheldinnen-frankfurt.de Kontakt aufnehmen.
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