Was kann man tun, um regionale Lebensmittelprodukte zu fördern und so Alternativen zu den großen Supermarktketten anzubieten? Diese und andere spannende Fragen wurden beim ersten Politischen Marktfrühstück diskutiert, zu dem die Aktion Agrar und der Ernährungsrat Frankfurt am vergangenen Samstag im Neuen Frankfurter Garten geladen hatten. Wir waren dabei.
Es ist alarmierend: Nur fünf Konzerne kontrollieren hierzulande rund 90 Prozent des Lebensmitteleinzelhandels. Damit bestimmen sie weitgehend, welches Essen auf unsere Tische kommt. Die Macht der großen Supermarktketten, die zunehmend auch etablierte Biomarken in die eigenen Regale holen und damit regionalen Biomärkten das Geschäft wegnehmen, war eines der zentralen Themen, die beim Politischen Marktfrühstück angeregt diskutiert wurden. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung diskutierten Jörg Weber vom Ernährungsrat, Margarethe Hinterlang vom Dottenfelder Hof, Karsten Spehr vom Demeterhof Die Fleckenbühler, Alexis Passadakis von Solawi42, Biobäcker Georg Dürmuth sowie Leonie Dorn und Karen Schewina von Aktion Agrar gemeinsam mit interessierten Bürgern und Bürgerinnen über ein zukunftsfähiges regionales Ernährungssystem. Auch Umweltdezernentin Rosemarie Heilig war gekommen, nicht zuletzt, um deutlich zu machen, dass sie sich bei der Stadt für eine vermehrte Nutzung von regionalen Bioprodukten einsetze, beispielsweise in Kantinen und bei Veranstaltungen.
Vernetzung schreitet voran
Nach einem luftigen Frühstück im Freien, wo bereits fleißig Networking betrieben wurde, ging es angesichts der noch kühlen Temperaturen zum weiteren Austausch in die gemütliche Jurte des Neuen Frankfurter Gartens. Gleich zu Beginn der Vorstellungsrunde äußerte Initiatorin Corinna Haurová den Wunsch, einen regionalen Wochenmarkt auf dem Gelände am Ostbahnhof zu etablieren, was begeistert aufgenommen wurde. Moderatorin Karen Schewina und Leonie Dorn stellten das Politische Marktfrühstück als Teil des Jahres der Alternativen von Aktion Agrar sein, das zeigen soll, dass es inzwischen viele tolle regionale Einkaufsalternativen zu den großen Supermärkten gibt. Alexis Passadakis ergänzte, dass auch die solidarische Landwirtschaft für regionale Bauern mittlerweile eine gute Möglichkeit sei, um Obst und Gemüse an den bewusst agierenden Konsumenten zu bringen. Jörg Weber erläuterte, dass der 2017 gegründete Frankfurter Ernährungsrat im Hinblick auf eine ökologisch nachhaltige Agrar- und Ernährungswende bereits mit wichtigen regionalen Akteuren wie Slow Food Frankfurt, Echt hessisch!, ShoutOutLoud und SOLAWI Frankfurt zusammenarbeitet.
Regionale Lebensmittelversorgung weiter vorantreiben
Dass eine regionale Lebensmittelversorgung nicht immer einfach ist, machte Biobäcker Dürmuth deutlich. So seien saisonale Produkte wie Äpfel oder Kürbiskerne übers Jahr gesehen oftmals nicht in ausreichender Zahl erhältlich und müssten daher auch überregional zugekauft werden. Karsten Speer von Fleckenbühler wies darauf hin, dass auch Biosupermarktketten Preisdruck auf die Biobauern ausübten und Margarethe Hinterlang ergänzte, dass es zwar eine schöne Entwicklung sei, dass jedes Jahr rund 1.700 Biohöfe entstehen, doch gleichzeitig viele Biohöfe wieder schließen müssten, da der Preisdruck durch die großen Lebensmittelkonzerne zunehme. Alle Teilnehmer waren sich indes einig, dass die Vernetzung lokaler Akteure absolut notwendig ist, um die regionale Lebensmittelversorgung weiter voranzutreiben. Auch wenn es noch zu keinen konkreten Ergebnissen beim ersten Politischen Marktfrühstück gekommen war, wurde eines deutlich: Der Wille und die Energie für den Wandel sind da.
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