In unserem Kräuterbeet steht eine recht unscheinbare Pflanze, die große spitze Blätter besitzt und im Frühjahr weiß-lila Blüten trägt, die von Hummeln und Bienen eifrig besucht werden. Bislang habe ich dem Gewächs wenig Aufmerksamkeit geschenkt, doch als ich seinen Namen erfuhr, wurde mein Interesse geweckt. Beinwell ist eine alte Heilpflanze, die Knochenbrüche und äußere Verletzungen wie bspw. Wunden schneller heilen lässt. Verwendet wird vor allem die Wurzel, aus der sich leicht eine Salbe herstellen lässt.
Seit vielen Jahrhunderten wird Beinwell als Heilpflanze genutzt. Ihr Name deutet auf die Verwendung bei Verletzungen an den Beinen hin wie bspw. bei Knochenbrüchen, Prellungen, Stauchungen und offenen Wunden. Der Pflanze wurde in früheren Zeiten sogar die Fähigkeit zugesprochen, Knochen wieder zusammenwachsen zu lassen. Nicht zuletzt daher kommt der Namensbestandteil „well“ vom mittelhochdeutschen „wallen“, was „zusammenwachsen, heilen“ bedeutet. Beinwell ist jedoch auch bei anderen Verletzungen des Bewegungsapparates hilfreich, wie zum Beispiel bei Sehnenscheidenentzündungen, Arthritis, Arthrose, Geschwüren und Gelenkschmerzen. Es gibt etwa 40 verschieden Beinwell-Arten, die in ganz Europa und Asien verbreitet sind. Vor allem der sogenannte Echte Beinwell wird als Heilpflanze angebaut.
Ein echter Gartenfreund
Die sommergrüne Pflanze gehört zur Familie der Raublattgewächse, was sich leicht an den behaarten Blättern und Stängeln erkennen lässt. Sie wird bis zu 60 Zentimeter hoch und wächst gerne an nassen und nährstoffreichen Stellen, weshalb man Beinwell vielfach auf feuchten Wiesen und an Ufern von Seen und Tümpeln findet. Im Garten bevorzugt die Pflanze lockere Böden und sonnige bis halbschattige Stellen. Für die Bestäubung benötigt der echte Beinwell Hummeln, da diese mit ihren langen Rüsseln tief in die Blütenkelche eintauchen, um an den Nektar zu gelangen. Die Pflanze ist übrigens auch ein Gartenfreund, denn sie eignet sich hervorragend als Gründünger, weshalb sie gerne in Form von Jauche oder Mulchmaterial eingesetzt wird. Die Wurzeln werden zur Heilanwendung zwischen Oktober und April ausgegraben. Man kann diese der Länge nach durchschneiden und die Wurzelteile einfach wieder in den Boden stecken. Dann wachsen im Frühjahr neue Pflanzen.
Gut für Zellbildung und Zellregeneration
Für die Heilwirkung des Beinwells ist vor allem der Wirkstoff Allantoin verantwortlich. Er wird heute künstlich hergestellt und in Kosmetik wie in Hautcremes, Duschgels und Deos eingesetzt. Allantoin sorgt für einen Beschleunigung des Zellaufbaus, der Zellbildung und -regeneration sowie für eine Beruhigung der Haut. Zudem ist der Wirkstoff äußerst hilfreich bei schwer heilenden Wunden. Daher gilt Beinwellsalbe in der Naturheilkunde als hervorragende Wundheilsalbe. Allantoin sollte jedoch nicht mit Metallen in Berührung kommen, da sie den Wirkstoff zersetzen. Daher sollte Beinwellsalbe nicht in Metallgefäßen hergestellt und gelagert werden. Innerlich verwendet man die Pflanze heute nur noch selten, da sie sogenannte Pyrrolizidinalkaloide enthält, welche die Leber schädigen können. Meist wird sie äußerlich als Salbe verwendet, aber auch der Gebrauch als Tinktur oder als Umschlag mit frischen Blättern ist möglich.
Anwendungsformen:
Salbe
Besonders einfach und schnell lässt sich Salbe wie folgt herstellen: 20 g frische geschälte Beinwellwurzel, 25 ml Pflanzenöl (bspw. Jojobaöl), 20 ml noch warmen Grüntee und bei Bedarf einige Tropfen ätherische Öle werden einfach zusammen mit dem Mixstab püriert. Die Creme kann dann sofort auf die Haut aufgetragen werden.
Tinktur:
Die Wuzeln in kleine Stücke schneiden und mit hochprozentigem Alkohol ansetzen. Den Ansatz vier Wochen lang kühl und trocken lagern und möglichst täglich einmal schütteln. Die fertige Tinktur kann direkt auf die Haut aufgetragen werden und ist auch eine gute Basis für Salbe.
Umschläge: Beinwelltee, Salbe oder ein Brei aus Wurzeln und frischen Blätter auf die verletzte Stelle legen und ein Baumwolltuch darum wickeln.
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