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Auf dem Weg zum ersten Frankfurter SoLaWi-Projekt

Wer Wert auf Obst und Gemüse aus biologischem und gleichzeitig regionalem Anbau legt, konnte sich bisher aus eigenem Garten versorgen oder auf dem Erzeugermarkt einkaufen. Ein alternatives Modell stellt die Solidarische Landwirtschaft dar, bei der Verbraucher und Landwirte zu Partnern werden. Eine Gruppe mit Anbindung an die Transition Town Initiative Frankfurt hat sich nun auf den Weg gemacht, ein solches Projekt im Raum Frankfurt zu realisieren.

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Erkundungstour mit einem Besuch des Depots der Darmstädter SoLaWi-Gruppe

Wie die Solidarische Landwirtschaft funktioniert, lässt sich am besten an einem konkreten Beispiel beschreiben. Mit den Initiatoren des Frankfurter Projekts bin ich nach Darmstadt gefahren, wo es seit 2011 eine solche SoLaWi-Gemeinschaft gibt. Das Projekt umfasst den Egelsbacher Birkenhof, der knapp 50 Abnehmer regelmäßig mit Obst- und Gemüse versorgt, sowie das Kleeblattprojekt, bei dem rund ein Dutzend Mitglieder selbst den Acker bestellen. Wir sind an diesem Dienstagnachmittag bei der wöchentlichen Lieferung des Birkenhofs dabei: Es gibt Äpfel im Obstpaket sowie typisches Wintergemüse wie Möhren, Pastinaken, Kartoffeln, Kürbis, Grünkohl, Rote Beete und Eichblatt-Salat, eben das, was jetzt in der Region natürlicherweise geerntet wird. Für Claudia, Mitorganisatorin und Abnehmerin im Darmstädter SoLaWi-Projekt, liegt genau darin der Reiz: „Man könnte meinen, dass die Konzentration auf regionales und saisonales Obst und Gemüse eine Einschränkung bedeutet, tatsächlich fordert die wöchentliche Lieferung aber immer wieder neu die Kreativität heraus.“

Obst und Gemüse vom Landwirt des Vertrauens

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Grundverständnis der SoLaWi: „Wir teilen uns die Ernte und auch das Risiko“. (Bildquelle: iStock)

Was dieses Modell vom Einkauf auf dem Markt oder im Hofladen eines Landwirts unterscheidet und warum man von Solidarischer Landwirtschaft spricht, ist die Organisation und Finanzierung. In einer SoLaWi-Gemeinschaft vereinbaren die Teilnehmer gemeinsam mit dem Landwirt einen festen monatlichen Betrag für die Erzeugung und Belieferung mit Lebensmitteln. Der Landwirt profitiert von der garantierten Abnahme seiner Erzeugnisse und kann kleinteiliger und sortenreicher anbauen (was bei der normalen Belieferung des Handels kaum möglich ist). Die Darmstädter Abnehmergemeinschaft weiß, wo ihr Gemüse herkommt und wie Landwirt Arno Eckert wirtschaftet. Nicht bio-zertifiziert, aber ohne den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Kunstdüngern. Für die Gründerin des Projekts Ev Bischoff ist die Vertrauensbasis entscheidend: „Wir haben einen sehr engen und persönlichen Kontakt zu unserem Landwirt und kennen die Prinzipien, nach denen er sein Obst und Gemüse anbaut. Das ist weit mehr Transparenz als mir jedes Bio-Label bieten könnte.“ Und, auch das ist ein wichtiger Aspekt im Sinne der Nachhaltigkeit: Hier wandern keine Möhren oder Gurken in den Abfall, weil sie für das Supermarkt-Regal zu krumm gewachsen, aber sonst qualitativ einwandfrei sind.

Mitmachen und informieren beim ersten Frankfurter SoLaWi-Projekt

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Landwirtschaft zum Anfassen: Der Birkenhof ist Partner der SoLaWi-Initiative in Darmstadt.

Auch das Frankfurter Projekt soll nach diesen Prinzipien der Solidarischen Landwirtschaft entstehen. „Die größte Herausforderung besteht aktuell darin, den passenden Hof für unsere Anforderungen zu finden“, erklärt Mitinitiatorin Doris Spohr. Wer Lust hat, sich aktiv am Aufbau der ersten Frankfurter SoLaWi zu beteiligen, sollte jetzt Kontakt mit der Gruppe aufnehmen. Denn in den kommenden Wochen wird es darum gehen, welche Wünsche die Mitglieder ganz konkret an ihr Landwirtschaftsprojekt haben. Soll der Betrieb bio-zertifiziert sein? In welchem Maß möchten die Mitglieder auf dem Hof mitarbeiten? Welche Obst und Gemüsesorten sollen angebaut werden und besteht Interesse an ergänzenden Produkten wie Brot, Eiern, Milch und Fleisch? Aber auch, wer sich nur als Abnehmer beteiligen möchte, darf gerne schon einmal Interesse signalisieren. Eine grobe Formel der Solidarischen Landwirtschaft besagt, dass ein solches Modell ab ca. 50 Abnehmern für Landwirte eine wirtschaftlich attraktive Alternative zum herkömmlichen Wirtschaften darstellt (Stichwort Kleinteiligkeit/Sortenvielfalt). Entsprechend könnten viele potenzielle Teilnehmer dem Frankfurter Projekt zusätzlichen Schub verleihen.

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2 Kommentare zu “Auf dem Weg zum ersten Frankfurter SoLaWi-Projekt

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