In der ersten Gartensaison wunderten wir uns noch über das Unkraut mit den komischen Knollen, das überall in unserem Garten in den Blumenbeeten wucherte. Inzwischen haben wir die Pflanze als Topinambur identifiziert und freuen uns über diese Delikatesse, die jedes Jahr praktisch von alleine wiederkommt.
Ab Oktober/November werden die Knollen (eigentlich Rhizome) des Topinambur auf dem Markt und beim Gemüsehändler als Delikatessen verkauft. Dann ist die Haupterntezeit für diese alte Kulturpflanze, die schon im 17. Jahrhundert ihren Weg von Nordamerika nach Europa, genauer Frankreich, fand. Die Kartoffel hat den Topinambur im Laufe ihrer Kulturgeschichte ein wenig aus dem Blickfeld geraten lassen. Dass die Knollen im Zuge der Wiederentdeckung alter Gemüsesorten eine Art Renaissance erleben, liegt an ihrem ganz eigenen, fein nussigen Geschmack. Ein weiterer Vorteil: Der hohe Inulingehalt macht den Topinambur für alle attraktiv, die auf ihren Blutzuckerspiegel achten müssen oder wollen. Insbesondere für Diabethiker ist die Knolle eine empfehlenswerte Alternative zur Kartoffel.
Rhizome mit Verbreitungsdrang
Beim Kultivieren des Topinambur lässt sich kaum etwas verkehrt machen. Die Pflanzen gedeihen sowohl im Halbschatten als auch in der Sonne und werden bis zu drei Meter hoch. Im Spätsommer, wenn die Tageslichtdauer abnimmt, bilden die krautigen Stängel kleine gelbe Blütenstände aus. Daher ist der Topinambur in manchen Regionen Deutschlands auch als Knollensonnenblume bekannt. Auch Erd- oder Jerusalem-Artischocke sind geläufige Namen, die eher auf eine geschmackliche Ähnlichkeit hindeuten. Achtung: Über ihr rhizomartiges Wachstum hat die Pflanze einen starken Verbreitungsdrang! Wir sind daher dazu übergangen, die Knollen in großen Kübeln zu ziehen und im Blumenbeet nach und nach zu reduzieren.
Vielseitig verwendbare Knollen
Wer nun neugierig geworden ist und Topinambur einmal probieren möchte: Die Knollen schmecken sowohl roh als Beigabe zum Salat als auch in der Gemüsepfanne oder Suppe sowie als Püree. Sogar Chips lassen sich aus Topinambur selbst herstellen. Am besten fängt man zunächst mit einer kleineren Menge an, um zu testen, ob einem der Geschmack liegt. Die gute Nachricht für alle Kalorienbewussten: Dank seines hohen Wassergehalts und Ballaststoffanteils ist die Knolle kein Dickmacher. Dies ist auch der Grund, warum man die geernteten Rhizome schnell verarbeiten sollte bevor sie an Feuchtigkeit verlieren. Wir haben unsere Ernte im letzten Jahr an einem Platz in der Erde aufbewahrt und hatten so immer frische Knollen zu Hand. Feucht eingeschlagen halten sie sich aber auch im Kühlschrank einige Tage.
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