Weißkohl gehört ja hierzulande bekanntlich zu den beliebtesten und gesündesten Kohlsorten und wird traditionell als Sauerkraut und roh als Krautsalat genossen. Ein naher Verwandter ist der Spitzkohl, der durch seine charakteristische Kegelform auffällt. Diese alte Kohlsorte ist noch feiner im Geschmack und besser bekömmlich als der Weißkohl und bereits ab Ende Mai auf Wochenmärkten und in Bioläden zu finden. Wir bauen diese schöne alte Kohlsorte jetzt in unserem Garten an.
Der Spitzkohl, auch Sommerkohl genannt, ist die früheste heimische Kohlsorte und durch den reichen Gehalt an Vitamin C und K sowie an den Mineralstoffen Kalzium, Magnesium und Eisen sehr gesund. Eine Variante mit festeren Blättern ist das Filderkraut, das in Fildern nahe Stuttgart angebaut wird. Es besitzt eine jahrhundertealte Tradition und wurde urkundlich erstmals im 18. Jahrhundert von Mönchen des Denkendorfer Klosters erwähnt, die schon damals die „feine Zartheit in den Blättern, seine weiße Farbe und überhaupt den besseren Wohlgeschmack“ gegenüber dem rundköpfigen Weißkohl schätzten. Das Filderkraut wurde traditionell zu Sauerkraut verarbeitet, doch durch die Industrialisierung ging sein Anbau drastisch zurück, da die Konservenindustrie zunehmend runden Weißkohl verlangte, der sich leichter maschinell verarbeiten ließ. So geriet die alte Kohlsorte nahezu in Vergessenheit.
Heute erlebt der Spitzkohl eine Renaissance und wird inzwischen wieder fast überall im Handel angeboten. Er kann wie Wirsing und Weißkohl verarbeitet werden, sollte aber wegen seiner zarten Blattstruktur kürzer garen. Als Rohkost und Sauerkraut ist er eine Delikatesse. Aus den oben genannten Gründen gibt es nur wenige Hersteller von Sauerkraut aus Spitzkraut. Das traditionsreiche Filder-Spitzkraut kann man aber bspw. von Kleinmarkterzeugern über die Homepage slow food bestellen.
Der Anbau
Spitzkohl ist auch bei urbanen Gärtnern inzwischen wieder sehr beliebt. Der Grund: Er schnell wächst und ist sehr ertragreich. Zudem ist er in Bezug auf die Bodenqualität sehr anspruchslos und wächst nahezu überall, also auch in Kübeln. Will man dem Spitzkohl jedoch etwas Gutes tun, sollte er in nährstoffreichem und mit Kalk versetztem Boden wachsen dürfen. Ein Tipp, den wir von einem erfahrenen Gärtner erhalten haben: Die Samen immer vorziehen und die Erde dabei feucht halten, denn die jungen Keimlinge können sich nur schlecht durch trockene, harte Erde arbeiten.
Bereits im Februar kann man mit dem Vorziehen beginnen, ab März werden dann die jungen Pflänzchen ins Freiland gesetzt. Man sollte einen Abstand von 40 cm einhalten und den Spitzkohl regelmäßig gießen und harken. Durch unregelmäßiges Gießen können nämlich die Köpfe platzen und Schädlinge eindringen. Aus dem gleichen Grund sollte das Erntegewicht nicht höher als 1,5 kg betragen. Da der Spitzkohl nicht besonders gut gelagert werden kann, sollte man ihn rasch zubereiten und dann einfrieren oder einfach gleich genießen. Wir freuen uns jedenfalls schon auf den ersten Spitzkohlkrautsalat, den wir dann hoffentlich noch im Sommer zu Grillgut im Garten genießen werden.
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