Seit zweieinhalb Jahren ist der Frankfurter Nordpark nahe des Alten Flugplatzes Bonames Teil des Forschungsprojekts Städte wagen Wildnis. Bei einer Führung mit den Wildnislotsen kann man die urbane Natur am Wegesrand entdecken.
Ein Stück wilde Natur in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem der beliebtesten Ausflugsziele im Frankfurter Grüngürtel ist das überhaupt möglich? Kommt darauf an, wie man Wildnis und Natur definiert, würde Wildnislotse Torsten Jens von der Naturschule Hessen vermutlich sagen, der an diesem Sonntag die Führung hält. Das Interesse ist groß: Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hat es trotz unbeständigen Wetters an die Nidda gezogen, darunter auch einige Wildnislotsen in Ausbildung, die künftig selbst Gruppen durch den Nordpark sowie den zweiten Projektstandort am Monte Scherbelino begleiten werden.
Das Projekt Verwilderung braucht Zeit
Wer sich angesichts des Projekttitels eine von Menschen unberührte Natur vorstellt, der dürfte beim Spaziergang durch den Nordpark Bonames erst einmal irritiert sein. Wildnislotse Torsten Jens erläutert bei seiner Führung die Ursprünge des Projekts Städte wagen Wildnis und macht deutlich, dass die Verwilderung des Nordparks nur mit Geduld und im Einklang mit den Parkbesuchern gelingen kann. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit ist es daher auch, die Nutzer dafür zu sensibilisieren, dass beispielsweise Hunde angeleint werden sollten und wildes Grillen im Gebiet nicht erlaubt ist. So bezieht das Projekt einen großen Teil seiner Spannung aus den Fragen: Wieviel Wildnis kann entstehen, wenn Mensch und Natur auf einer begrenzten Fläche aufeinandertreffen? Und wie weit sind wir bereit, unser Handeln zugunsten von Pflanzen und Tieren anzupassen?
Mit geschultem Blick die Natur entdecken
Wer sich die Zeit nimmt, genauer hinzuschauen und hinzuhören, kann die Natur entdecken, auch wenn der Nordpark Bonames bei schönem Wetter gut besucht ist und vom Menschen angelegte Strukturen überall erkennbar sind. Hier hilft das geschulte Auge und Gehör der Wildnislotsen: Gemeinsam lauschen wir auf den Ruf von Nachtigall und Mönchsgrasmücke, entdecken typische und untypische Pflanzen und Bäume des Auenwaldes und merken uns, wo Bärlauch und Weißdorn wachsen. Die Kinder haben Spaß an einem Experiment mit Astscheiben und einem „Wunderelexier“. Für Wildnislotse Jens ist das Projekt im Frankfurter Nordpark vor allem ein wertvoller Impulsgeber zum Dialog über einen bewussteren Umgang mit der Stadtnatur. Wildnis kann sich entwickeln, wo wir ihr den Raum und die Zeit geben. Wer Geduld hat, wird schon jetzt mit zauberhaften Begegnungen am Wegesrand belohnt.
Hier finden Sie weitere Termine für Führungen der Wildnislotsen an den Projektstandorten Nordpark Bonames und Monte Scherbelino.
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