Allgemein Gemeinschaftsgärten

10 Jahre Ginnheimer Kirchplatzgärtchen – ein Grund zum Feiern!

Am Samstag vor einer Woche fand auf dem alten Kirchplatz in Ginnheim die mittlerweile traditionelle Pflanzentauschbörse statt. Sie war diesmal besonders gut besucht, denn der Verein Kirchplatzgärtchen e.V., Frankfurts ältestes Urban Gardening-Projekt, feierte zehnjähriges Bestehen. Auch wir waren dabei.

Seit vielen Jahren lädt das Kirchplatzgärtchen im Mai zum Tausch und Plausch auf den dörflich anmutenden Kirchplatz am Ginnheimer Hohl ein. Wer seine Tomaten- gegen Zucchinistecklinge tauschen möchte oder einen grünen Schatz für den eigenen Garten oder Balkon sucht, wird hier meist fündig. Doch auch diejenigen, die keine eigenen Pflanzen mitgebracht haben, können mit einer Spende in die Kasse des Gemeinschaftsgartens ihre Wunschpflanze mit nach Hause nehmen. Die Ginnheimer Gärtnerinnen und Gärtner freuten sich auch in diesem Jahr, ihren Pflanzenreichtum weiterzugeben.

Initiatorin Sybille Fuchs freut sich über die gelungene Veranstaltung (Foto: Jan Jacob Hofmann)

Wieder einmal waren zahlreiche Aktionsstände lokaler Institutionen und Initiativen vor auf dem gemütlichen Kirchplatz vertreten: vom Frankfurter Solarprojekt, über Unverpackt auf Rädern bis hin zum Quartiersmanagement Ginnheim. An einigen Ständen konnte man außerdem selbstgemachte Leckereien probieren. Und es gab ein abwechslungsreiches Programm mit Aktionen für Kinder und Live-Musik von der Nachbarschaftsband „Frankfort Igles“ und der akustischen Indierock-Band Tongärtner. Nicht zuletzt sorgte das schöne Wetter für einen perfekten Nachmittag auf dem Kirchplatz.

Auch der Solarkocher von Uli Zimmermann (re. vorne) war wieder fester Bestandteil der Tauschbörse (Foto: Jan Jacob Hofmann)

Belebung des Ortskerns

Gestartet war das Kirchplatzgärtchen im März 2013 als soziales Gartenexperiment im Rahmen der Ausstellungsreihe Stadtlabor unterwegs des Historischen Museums, das auch die Patenschaft übernahm. Die Initiatoren Sybille Fuchs und der Architekt Jan Jacob Hofmann gründeten dann im Herbst des gleichen Jahres den Verein Kirchplatzgärtchen e.V., gemeinsam mit mehr als 20 Gärtnerinnen und Gärtnern. Seitdem belebt das Urban Gardening-Projekt den alten Ortskern in Ginnheim und regt mit Veranstaltungen und Aktionen viele Menschen im Quartier zur aktiven Teilnahme an, wie wir bei unseren Besuchen immer wieder feststellen konnten. 2018 gründete Fuchs die Frankfurter Klimawerkstatt, die u. a. mit Workshops und Aktionen Wege zu einem nachhaltigeren Lebenstil aufzeigt – ein Thema, das bis heute zum Selbstverständnis der Ginnheimer Kirchplatzgärtnerinnen und -gärtner gehört.

An einem schneereichen Wintertag im März 2013 wurden die ersten Pflanzgefäße aufgestellt. (Foto: Kirchplatzgärtchen e.V.)

„Eine Inspiration für uns waren die Selbstversorgergärten von Ernst May und Albrecht Migge“, erinnert sich Fuchs. „Außerdem wollten wir den Kirchplatz grüner und lebendiger gestalten und damit die Aufenthaltsqualität erhöhen.“ Davon zeugen noch heute ein Bücherschrank und viele Sitzgelegenheiten, die zum Verweilen einladen. Eine Besonderheit ist, dass die rund 30 Gabionen, in denen gegärtnert wird, in U-Form angelegt sind. So entstehen kleine Séparées, wo sich die Menschen im Quartier ungestört treffen können.

Die in U-Form angelegten Gabionen laden die Menschen aus dem Quartier zum Verweilen ein. (Foto: Kirchplatzgärtchen e.V.)

Ein resilientes Gartenprojekt

Die heißen Sommer der letzten Jahre haben auch in dem Gemeinschaftsgarten ihre Spuren hinterlassen. Die Kirchplatzgärtnerinnen und -gärtner reagierten frühzeitig darauf und machten ihr Gartenprojekt resilienter. Reichten anfangs Regenwasser und nachbarschaftliches Gießen im Rahmen von Beet-Patenschaften aus, um die Pflanzen in den Gabionen zu erhalten, so ist jetzt zusätzlicher Einsatz gefragt. „Wir freuen uns über alle, die mithelfen“, sagt Jan Jacob Hofmann. „Unter kontakt@klimawerkstatt-frankfurt.de kann man sich gerne melden.“

In heißen Sommermonaten hilft nur regelmäßiges Gießen. (Foto: Jan Jacob Hofmann)

Ein sichtbares Zeichen der Klimaveränderung, ist, dass in den Gabionen keine Tomaten wachsen, obwohl sie im Logo des Vereins deutlich zu sehen sind. „Das funktioniert nicht mehr, denn Tomaten sind zu pflegeintensiv und brauchen viel Wasser“, macht Fuchs deutlich. Derzeit gedeihen in den Pflanzgefäßen vor allem heimische Stauden, Beeren und Kräuter, die pflegeleichter und resilienter gegen Trockenheit sind. Über die Jahre hat sich so eine hohe Biodiversität ergeben. Auch die Erde wird im Sinne der Permakultur nicht ausgetauscht, wodurch bestehende Pflanzen erhalten bleiben.

Wer das Gartenprojekt finanziell unterstützen möchte, um zum Beispiel den Kauf einer neuen Regentonne zu ermöglichen, kann dies über folgenden Link tun: https://www.betterplace.org/de/projects/94646-klimawerkstatt-frankfurt-lasst-urban-gardening-klimaworkshops-wachsen.

(Titelfoto: Jan Jacob Hofmann)

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