Was haben Bienen im Kirchturm, ein Schulgarten, eine DIY-Fahrradwerkstatt und ein Bücher-Tauschschrank gemeinsam? Es sind Orte, an denen ein Umdenken im Umgang mit unseren Ressourcen sichtbar wird. Das Projekt Stadtwandeln stellt diese lebendigen Zeugnisse der Nachhaltigkeitsbewegung bei Touren durch verschiedene deutsche Städte vor. Wir waren am Samstag beim ersten Frankfurter Rundgang durch Nordend und Bornheim dabei.
Mit dem Motto „Tauschen, Teilen, Tomaten“, war das erste Frankfurter Stadtwandeln überschrieben und lockte an diesem sommerlichen Samstagvormittag gleich einmal rund 25 Teilnehmer zum Startpunkt der Tour, der Wartburgkirche im Nordend. Mit ihren mittlerweile sechs Bienenvölkern im Kirchturm ist die Gemeinde auch über die Stadtteilgrenzen hinaus bekannt. Im Rahmen der Führung konnten der sonst verschlossene Kirchturm mit den Bienenstöcken und der von Gemeindemitgliedern und Paten aus der Nachbarschaft gepflegte Kirchgarten besichtigt werden. Imker Olav Peusser berichtete, wie es zu dem Projekt kam und welche Lebensbedingungen seine ‚Stadtbienen‘ in der Umgebung vorfinden.
Ein offener Garten für die Parkbesucher
Von der Wartburgkirche spazierte die Gruppe zum nahegelegenen Günthersburgpark, wo mit dem frei zugänglichen Schulgarten der IGS Nordend schon das nächste Projekt wartete. Für Karen Schewina, die die rund 3,5 Kilometer lange Tour an diesem Tag leitete, bot das die Gelegenheit, ein wenig über die Hintergründe zu erzählen. Das Projekt Stadtwandeln, wurde von der Organisation Klimabündnis und dem Netzwerk der Transition Towns ins Leben gerufen und nutzt das Format der Stadtteil-Rundgänge, um für einen Lebensstil jenseits maximaler Kommerzialisierung und Privatisierung des öffentlichen Raums zu sensibilisieren. Dazu passt auch der für alle Parkbesucher offene Garten ‚Der Grüne Daumen‘ der IGS Nordend. Es gehört zum Konzept des von Sozialarbeiter Dirk Petrat und den Schülern bewirtschafteten Gartens, dass Besucher probieren dürfen – freilich mit der Bitte, die Beete nicht zu plündern. In aller Regel funktioniert das ganz gut. Vandalismus ist kein Problem für das Gartenprojekt, eher schon Diebstahl von Pflanzen. Solche Übertritte Einzelner sind für Petrat aber kein Anlass, den Garten abzuschotten.
Vom Glück des Selbermachens
Eine weitere Station bei der Stadtteilerkundung von Bornheim war die Wohnzimmer-Werkstatt von Sven Helpensteller. Der ehemalige Unternehmensberater bietet den Raum und die professionellen Werkzeuge, mit denen jeder sein Fahrrad selbst reparieren oder einfach nur für die Saison flott machen kann. Eine halbe Stunde Werkstattzeit inklusive fachlicher Unterstützung kostet 5 Euro – den Stolz fürs gelungene Selbermachen gibt es frei Haus. Damit liegt das Projekt ganz im Trend der aktuellen Repair-Bewegung, die Verbraucher zu mehr Eigeninitiative ermutigen möchte. Letzte Anlaufstelle der Stadtwandeln-Tour war das Lädchen und Café ‚Glück ist jetzt‘ dessen Betreiber Jan Philip Johl, Künstlern, Kreativen und Sinnsuchern einen Platz zur Entfaltung bietet.
Stadtwandeln geht weiter
Für dieses Jahr sind noch zwei Rundgänge durch Bornheim und das Nordend geplant (Termine siehe hier), weitere Stadtteile sollen folgen. Wir finden, eine schöne Gelegenheit, Orte der Nachhaltigkeit in Frankfurt zu entdecken. Nicht zuletzt hat der zwanglose Austausch mit den anderen Teilnehmern viel Spaß gemacht. Es dürfen also gerne noch weitere Stadtteil-Touren dazukommen.
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