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March against Monsanto: Wogegen demonstrieren die?

Am Samstag versammelten sich zum zweiten Mal weltweit Aktivisten, um beim “March against Monsanto” gegen die Geschäftspraktiken der global agierenden Saatgutkonzerne zu protestieren. Die Frankfurter Demo fiel bunt und fröhlich aus. Allerdings waren in anderen Städten wie Berlin oder Brüssel deutlich mehr Teilnehmer unterwegs. Dabei geht das Thema eigentlich uns alle an…

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Monsanto-Gegner auf dem Römerg.

Die Proteste in rund 400 Städten weltweit richteten sich gegen die Herstellung und Verbreitung von gentechnisch verändertem Saatgut und die Konzentration von Pflanzenpatenten in den Händen einiger weniger Großkonzerne. Der US-amerikanische Chemie- und Agrarkonzern Monsanto steht dabei stellvertretend für die Branche der global operierenden Saatgutanbieter, zu denen auch die deutschen Unternehmen BASF und Bayer, die Schweizer Firma Syngenta oder die französische Limagrain-Gruppe gehören. Doch unabhängig von der als besonders aggressiv kritisierten Geschäftspolitik des amerikanischen Konzerns: Was ist es, das weltweit Menschen auf die Straße gehen lässt?

Wachsender Widerstand gegen Saatgut-Monopole

Die Kritik an Monsanto hat viele Facetten: Es geht um Bedenken hinsichtlich möglicher gesundheitlicher Auswirkungen beim Verzehr von gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Es geht um die außergewöhnlich engen politischen Verflechtungen des Unternehmens, die eine unabhängige staatliche Kontrolle schwer vorstellbar machen. Und es geht um die Zusammenballung von Marktmacht, die zu einer immer stärkeren Abhängigkeit der Erzeuger von einigen wenigen Agrarkonzernen führt. Wie weit dieses Phänomen bereits vorangeschritten ist, zeigt eine Schweizer Studie aus dem vergangenen Jahr, die von der unabhängigen Nichtregierungsorganisation EvB und weiteren Entwicklungs-, Konsumenten- und Landwirtschaftsorganisationen in Auftrag gegeben wurde. Das ernüchternde Ergebnis: Die drei größten Anbieter Monsanto, DuPont und Syngenta kontrollieren heute bereits mehr als die Hälfte der durch Patente geschützten Sorten. Dabei handelt es sich sowohl um gentechnisch verändertes Saatgut als auch in zunehmendem Maße um konventionell erzeugte Züchtungen.

Die Top 10 Saatgutkonzerne (c) by EvB

Das passende Saatgut zum Pflanzenschutzmittel

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So bunt kann Protest sein.

Umso erstaunlicher wirkt diese Entwicklung, wenn man sich klarmacht, dass Monsanto bis in die 1980er Jahre vor allem als Chemieunternehmen tätig war und erst danach seine Agrarsparte durch systematische Zukäufe aufgebaut hat – durchaus nicht unüblich für die Branche. Die Verfasser der EvB-Studie bemerken dazu ganz nüchtern: „Wenn Hersteller von Pflanzenschutzmitteln selbst Saatgut entwickeln, ist ihr primäres Ziel, Produkte dem Markt anzubieten, die komplementär zu Dünge- und Pflanzenschutzmitteln eingesetzt werden können oder müssen. Dadurch erhöht sich in der Tendenz die Abhängigkeit der Bauern […] gegenüber einzelnen Unternehmen, die Wahlfreiheit sinkt.“ Wie sich der Markt für Saatgut weiter entwickeln wird, unter welchen Bedingungen Landwirte – vor allem in den Entwicklungsländern – ihr Saatgut weiter selbst ziehen dürfen, und ob bei uns die Erhaltung traditioneller und regional angepasster Sorten durch eine entsprechende gesetzliche Regelung eher gefördert oder behindert wird, darüber entscheidet nicht zuletzt die derzeit in Brüssel diskutierte Saatgutverordnung der EU. Eine Entscheidung über den im Mai dieses Jahres vorgelegten Entwurf wird für 2014 erwartet.

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2 Kommentare zu “March against Monsanto: Wogegen demonstrieren die?

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