Meine Nachbarin hat Salatpflanzen übrig, dafür gebe ich ihr den Rest von meinem Sauerampfersamen für die Grie Soß. So läuft das unter Kleingärtnern – man tauscht Übriges ohne viel Gedöns über den Gartenzaun. Entsprechend rief der Vorschlag, in unserem Verein eine Tauschbörse für Pflanzen und Samen zu organisieren, unterschiedlichste Reaktionen von „total überflüssig“ bis „super, ich bin dabei“ hervor. Uns hat die Idee begeistert und wir haben von Gurken, Kürbissen und Zucchini gleich die doppelte Menge unseres Eigenbedarfs vorgezogen. Mit den Mexikanischen Zwerggurken als exotischer Zugabe und der wild ausgetriebenen Brombeere und Zitronenmelisse war unser Beitrag zur Tauschbörse komplett.
Von B wie Bohnenkraut bis Z wie Zitronenmelisse
Am Tag der Tauschbörse dann die spannende Frage: Wer wird kommen und welche Pflanzen bringen die anderen mit? Beim Begutachten all der Schätze überfällt mich ein Gefühl, das ich sonst nur vom Flohmarkt kenne: Goldgräberstimmung! Eine zweite Christrose von Barbara und Renate für unser Schattenbeet? Warum nicht, es wird sich schon ein Plätzchen finden. Lauch von Karin, fertig zum Pikieren? Her damit, wir lieben Lauch! Die herrenlose Tomate können wir nicht ihrem Schicksal überlassen. Und natürlich wandern auch zwei Pflanzen von Claudis und Fabians giftigem, aber garantiert wunderschön blühenden Fingerhut in unseren Korb.
Reich beschenkt radeln wir – nicht ohne noch ein Stück von Hildegards Rhabarberkuchen gekostet zu haben – in unseren Garten zurück. Dort stellt sich gleich die nächste Frage: Wohin mit den Kohlraben von Silvie? Die hatten wir bei unseren Überlegungen für die perfekte Fruchtfolge gar nicht eingeplant. Und vielleicht ist genau das der Charme, den eine Tauschbörse ausmacht! Man weiß nicht genau, was man bekommt. Dafür sind die Pflanzen und später auch die Ernte mit Gesichtern und persönlichen Geschichten verknüpft. In diesem Sinne: Danke an alle, die in diesem Jahr dabei waren – es hat riesig Spaß gemacht!
Eine Randnotiz: Am selben Tag (25. Mai) war der Römerberg nachmittags einer von vielen Schauplätzen des weltweiten ‚March against Monsanto’. Der Agrarkonzern steht insbesondere für seine aggressive Geschäftspolitik im Zusammenhang mit der Produktion und Verbreitung von genverändertem Saatgut in der Kritik. Die derzeit in Brüssel verhandelten Vorschläge für eine neue europäische Saatgutverordnung würden die großen Konzerne begünstigen und es vor allem kleineren Saatguterzeugern schwer machen, ihre Produkte auf den Markt zu bringen. Manche alten und kommerziell weniger ertragreichen Sorten werden dann vielleicht nur noch im Rahmen von privat organisierten Tauschbörsen zu finden sein.
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