Bei unserem Urlaub auf Sardinien im vergangenen Jahr sahen wir Felder voller Artischockenpflanzen. Das hat uns neugierig gemacht: Gedeiht die mediterrane Diestelart auch bei uns? Probieren geht über Studieren haben wir uns gesagt und am vergangenen Wochenende drei auf dem Balkon vorgezogene Jungpflanzen in die eigenen Beete gesetzt. Ob das Experiment gelingt, wird sich zeigen. Wir sind jedenfalls gespannt.
Wer das leckere und sehr gesunde Fruchtfleisch selbstgezogener Artischocken genießen möchte, muss Geduld haben. Zwei Jahre dauert es, bis die faustgroßen Blütenköpfe der diestelartigen Kulturpflanze geerntet werden können. Bis dahin benötigt sie vor allem eines: viel Sonne. Starken Frost mag sie dagegen gar nicht. Also wird erst der nächste Winter zeigen, ob die Artischocken auch unseren Garten rocken. Die Pflanze lässt sich in unseren Breitengraden am besten zuhause vorziehen. Wir haben die Samen bereits Mitte Februar auf der sonnigen Fensterbank in die Erde gesetzt und diese immer feucht gehalten. Um die Jungpflanzen abzuhärten, sollte man sie mit Beginn des Frühjahrs rund eine Woche lang tagsüber ins Freie stellen. Etwa drei bis vier Wochen dauert es, bis sie die richtige Größe haben, um ins Freiland zu kommen. Der sommerlich warme Frühling in diesem Jahr hat ideale Bedingungen geschaffen, so dass wir sie bereits am vergangenen Wochenende aussetzen konnten – zeitgleich mit einem anderen mediterranen Star: der Aubergine.
Beliebt bei Bienen und Menschen
Artischocken lieben nährstoff- und humusreichen Boden an sonniger, aber windgeschützter Stelle. Da sie bis zu zwei Meter hoch werden können, benötigen die Pflanzen im Garten etwa einen Quadratmeter Platz für sich. Man sollte sie also nicht zu dicht pflanzen. In den ersten beiden Monaten im Freien müssen Artischocken gut gegossen werden, damit sie kräftige Wurzeln entwickeln. Später vertragen sie auch Trockenheit. Regelmäßiges Gießen fördert jedoch die Knospenbildung. Es sollte auch immer wieder das Unkraut um die Pflanze herum entfernt werden. Geerntet werden die faustgroßen Blütenköpfe, wenn sie noch geschlossen sind und die Schuppen leicht abstehen. Die größte Knospe entwickelt sich an der Spitze des Stängels, kleinere erscheinen oft später an den Seiten. Die Knospen werden geerntet, bevor die hübschen lila Blüten erscheinen, die bei Bienen und Hummeln sehr beliebt sind. Nach der Ernte wird der Stängel bodennah abgeschnitten. Um sie vor Frost zu schützen, sollte über die Pflanze im Winter eine dicke Schicht aus Mulch, Rinde oder Stroh ausgebreitet werden.
Eine besondere Nahrungs- und Heilpflanze
Artischockenherzen gelten als Delikatesse. Man kann aber auch die Schuppenblätter und Böden der Blütenköpfe essen. Der Blütenkopf wird zirka eine halbe Stunde in Salzwasser mit etwas Zitronensaft gekocht. Wenn sich die Blätter abzupfen lassen, ist er gar. Der untere Teil der Blätter wird dann mit den Zähnen abgezogen. Man isst aber vor allem die Herzen – d.h., den verdickten Teil des Kelchblattes – mit einer Vinaigrette. Mit Öl und Kräutern eingelegt sind Artischockenherzen zudem ein beliebter Bestandteil mediterraner Antipasti. Die Pflanze hat aber noch mehr zu bieten: So besitzt sie eine appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung und hilft gegen schädliches Cholesterin. Der in der Artischocke enthaltene Bitterstoff Cynarin regt den Stoffwechsel von Leber und Galle an. Die Extrakte werden auch als Tinktur oder Tees verwendet. Es gibt also gleich drei Gründe, warum wir diese besondere Pflanze kultivieren möchten: tolle Optik, guter Geschmack und jede Menge Heilkraft!
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