Das Projekt „GrünTöne“ hat sich zum Ziel gesetzt, Frankfurter Orte durch ihre Bepflanzung sprechen zu lassen. Die schöne Idee stammt von Torsten Jens und Stephanie König von der Naturschule Hessen. Seit dem Frühjahr steht die Garteninstallation, zu der auch ein Bauwagen gehört, am Danziger Platz im Frankfurter Ostend. Über die Pflanzen, welche die jeweilige Atmosphäre des Ortes, an dem sie stehen, symbolisch zur Geltung bringen, so Jens, sollen die Passanten miteinander ins Gespräch kommen. Anfang der Woche waren wir vor Ort und haben mit den beiden Initiatoren über den aktuellen Stand und die Zukunft des Projekts gesprochen.
Frankfurter Beete: Seid Ihr zufrieden, was Ihr bisher mit GrünTöne erreicht habt? Ist das Konzept für euch aufgegangen?
Torsten Jens: Ja und Nein. Die Menschen von der Idee, die hinter GrünTöne steht, zu überzeugen, hat funktioniert. Für mich war allerdings die Resonanz hier am Danziger Platz nicht so hoch, wie ich es mir gewünscht hätte.
Stephanie König: Ich finde, dass das Konzept absolut aufgegangen ist! Für mich war jede einzelne Person, die wir mit dem Projekt erreicht haben, die Aktion wert. Und wir kamen mit vielen Leuten ins Gespräch.
Torsten Jens: OK, das stimmt. Immer, wenn ich hier war, konnte ich mit den Menschen über die Botschaften der GrünTöne sprechen.
Frankfurter Beete: Welche Botschaften sind das?
Torsten Jens: Wir haben ja mit kleinen Schildern darüber informiert, weshalb wir die Pflanzen dort angebracht haben. So symbolisiert die Tomatensorte „Moneymaker“ beispielsweise den Geldverkehr, der in der Nähe des Danziger Platzes gelegenen Europäischen Zentralbank und das Thema Obdachlosigkeit, das im Ostend ebenfalls präsent ist, haben wir durch den Storchschnabel kommentiert, einen Luftwurzler, der überall schnell Fuß fasst.
Frankfurter Beete: Was hat euch während des halben Jahres am meisten an dem Projekt gefreut oder überrascht? Gab es da besondere Momente?
Stephanie König: Was mich besonders gefreut hat, war, dass wir mit den GrünTönen die unterschiedlichsten Menschen erreicht haben. Da war zum Beispiel Josef mit seinem Rollator, der jeden Morgen schaute, was wir da tun, und uns Zeitungsartikel über uns brachte. Einmal kam ein offensichtlich wohlsituierter Mann vorbei, der anscheinend auf der Durchreise war. Er hat vor allem das ehrenamtliche Engagement gelobt, das wir dort leisten. Von beiden erhielten wir gleichermaßen Wertschätzung für das Projekt.
Torsten Jens: Ich habe in unserer Installation Stieglitze gesehen, die es vorher mit Sicherheit nicht am Danziger Platz gab. Sie haben die Kerne aus unseren Sonnenblumen gepickt. Das hat mich sehr gefreut und war für mich ein Zeichen, dass Artenvielfalt auch in der Frankfurter Innenstadt möglich ist – wenn man den Boden dafür schafft.
Frankfurter Beete: Es sollte ja noch andere Standorte in Frankfurt geben neben dem Projekt am Danziger Platz? Hat das funktioniert?
Torsten Jens: Leider nicht. Ich bin ein wenig enttäuscht über die bürokratischen Hürden von Seiten der Stadt. Wir hatten ja noch Standorte am Friedberger Platz und an der Konstabler Wache geplant. Doch da bewegt sich derzeit leider nichts.
Stephanie König: Mich hat das ehrlich gesagt nicht überrascht. Ich kenne das Problem mit den langen Amtswegen. Man muss eben oftmals viel Zeit investieren, wenn man so ein Projekt durchziehen will. Natürlich wäre es schöner, wenn alles etwas schneller abliefe.
Frankfurter Beete: Wie geht es im nächsten Jahr mit den GrünTönen weiter? Ihr brecht ja in Kürze die Zelte am Danziger Platz ab. Was ist geplant?
Torsten Jens: Wir haben vom Grünflächenamt größere Flächen im Gallus direkt neben dem Europaviertel erhalten. Ich freue mich vor allem über die Begeisterung der Menschen, die sich dort für das Projekt interessieren. Das sind engagierte Anwohner, Mitarbeiter eines dort ansässigen Kindergartens und die Bewohner eines Mehrgenerationenhauses. Die neuen GrünTöne werden eine Kombination aus der Installation und urbanem Gärtnern sein. Das ist genau das, was sich die Beteiligten an unserem Projekt am Danziger Platz eigentlich gewünscht haben, aber nicht funktionierte, da wir nur eine kleine Plattform zur Verfügung hatten.
Stephanie König: Für mich verbinden sich mit dem neuen Projekt wieder zwei alte Stränge. Wir haben ja bereits früher im Frankfurter Garten gegärtnert. Auch die Anwohner im Gallus möchten das, gleichzeitig wünschen sie sich eine „Insel“ wie am Danziger Platz, die als Treffpunkt dient, und eben auch über die Pflanzen informiert. Wir werden dort gewiss auch Vorträge und Workshops veranstalten, sind aber nicht verpflichtet, regelmäßig vor Ort zu sein und zu gießen. Somit können wir das Projekt entspannt angehen.
Frankfurter Beete: Gibt es denn noch die Möglichkeit an dem neuen Projekt im Gallusviertel teilzunehmen?
Stephanie König: Ja! Interessierte Gartenfreunde können jederzeit über die Homepage der Naturschule Kontakt mit uns aufnehmen.
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