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Alternativ leben in Frankfurt: eine Hofgemeinschaft mit Permakulturgarten und Freunde-von-Freunden-SoLaWi

Ein Grund, warum wir über Urban Gardening und Selbstversorgung in Frankfurt berichten, sind die interessanten Menschen und Lebensentwürfe, denen wir auf diese Weise begegnen. So mussten wir nicht lange überlegen, als uns die Einladung zum Hoffest einer Wohngemeinschaft aus Alt-Eschersheim in den elektronischen Briefkasten flatterte. Bei unserem Besuch entdeckten wir ein grünes Refugium mitten in Frankfurt und eine soziale Gemeinschaft, die weit über die Bewohner hinausreicht.

Luftlinie sind es nur ein paar hundert Meter zur Haltestelle der U-Bahn-Linien-1, -2 und -3. In dem von einigen Wohngebäuden sowie einer alten Scheune begrenzten und mit Wein begrünten Innenhof ist vom Verkehr der Stadt allerdings nichts zu spüren. Hier haben Birte, Corrie, Jörg, Michael und Santo ihr Zuhause. „Neben uns WG-Mitgliedern gehören auch noch sechs Nachbarn und ebenso viele Hühner zu unserer kleinen Hofgemeinschaft“, erzählt Birte bei unserem Rundgang durch den liebevoll angelegten Gemüsegarten.

Üppige Ernte dank Hügelbeeten und Hühnermist

Auch wenn die mittlerweile als Lager und Werkstatt genutzte Scheune noch von der landwirtschaftlichen Nutzung zeugt, dass hier heute gegärtnert wird und Hühner die Versorgung mit frischen Eiern sichern, ist keine Selbstverständlichkeit. Birte und Santo, die viel im Garten experimentieren, haben sich ihr Wissen in Permakultur-Seminaren, Büchern und vor allem in der Praxis angeeignet. Das Ergebnis spricht für sich: Dank gemulchter und mit Hühnermist gedüngter Hügelbeete haben sich Mangold, Bohnen, Kürbisse und Tomaten trotz des trockenen Sommers prächtig entwickelt. Wie in der Permakultur üblich, ergänzen sich unterschiedliche Pflanzen in den Beeten. „Der letztjährige Versuch mit den drei Schwestern – die Kombination von Mais, Stangenbohne und Kürbis in einem Beet – hat sich bei uns allerdings nicht bewährt“, erzählt Michael. Die Bohnen und Kürbisse überwucherten den Mais, daher erhielt in diesem Jahr jede Sorte mehr Abstand und konnte in ihrem eigenen Tempo wachsen.

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Das gemulchte Hügelbeet, wie es uns Birte zeigt, ist ein typischer Bestandteil von Permakulturgärten. Die verrottende Abdeckung aus Grasschnitt oder Stroh stellt eine gute Nährstoffquelle für die Pflanzen dar und hielt während der trockenen Sommermonate die Feuchtigkeit. Die Hühner sind für die Extradüngung zuständig.

Eine Solidarische Landwirtschaft für Freunde von Freunden

Während der Sommermonate gibt es im Garten praktisch immer etwas zu ernten. Für eine ganzjährige Selbstversorgung mit Gemüse reicht die Fläche aber nicht aus, schon garnicht, wenn man die Nachbarn als Ernteabnehmer hinzuzählt. Eine ideale Ergänzung bietet daher die wöchentliche Gemüselieferung im Rahmen der Solidarischen Landwirtschaft mit dem Birkenhof in Egelsbach. Birte: „Die Idee begeistert uns schon länger und wir sind der Gruppe, die die erste Frankfurter SoLaWi gestartet hat, freundschaftlich verbunden. Nach Gesprächen mit dem Erzeuger haben wir kurzerhand ein zweites Depot auf unserem Hof eingerichtet.“ Seit rund einem halben Jahr werden die WGler, ihre Nachbarn, Freunde und Freundesfreunde einmal pro Woche von Landwirt Arno Eckert mit Gemüse beliefert. Preis und Abnahmemengen wurden, wie in der SoLaWi üblich, zu Saisonbeginn ausgehandelt. Entsprechend unkompliziert gestaltet sich das Abholen der Ernteanteile durch die Mitglieder.

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Im Depot der Hofgemeinschaft holen sich die SoLaWi-Mitglieder ihre wöchentliche Gemüselieferung vom Birkenhof ab. Das SoLaWi-Modell mit seiner Planungssicherheit für den Erzeuger erlaubt Landwirt Arno Eckert eine relativ kleinteilige und damit vielfältigere Gemüsekultur als sonst üblich.

Baupläne sorgen für eine ungewisse Zukunft

Mit dem Einzug des SoLaWi-Depots ist auch ein soziales Netz rund um die Hofgemeinschaft gewachsen. „Weil die Gruppe organisch entstanden ist und wir auch nur eine begrenzte Zahl an Mitgliedern aufnehmen können, pflegen wir einen sehr persönlichen Umgang“, beschreibt Jörg den Zusammenhalt. OLYMPUS DIGITAL CAMERAEs gibt gemeinsame Gartentage, Ernteüberschüsse wie in diesem Jahr die Gurkenschwemme werden mit Unterstützung aus dem Freundeskreis verarbeitet oder man trifft sich zum Feiern unter der gemütlichen Pergola. Dass die Eschersheimer WG so zu einer Keimzelle in Sachen Selbstversorgung und SoLaWi wurde, hängt stark mit den räumlichen Voraussetzungen zusammen. Der abgeschlossene Hof mit den verschiedenen Nebengebäuden und dem Garten bildet eine ideale Grundlage für die gemeinschaftliche Nutzung. Dieses Idyll inmitten der Stadt ist allerdings durch Bebauungspläne massiv bedroht. Wie an vielen Orten in Frankfurt wecken Gartenflächen Begehrlichkeiten hinsichtlich einer möglichen Nachverdichtung. Die WG und der Kreis an Menschen, die sich in Hof und Garten treffen, wünscht sich, dass sich ihr Vermieter und die Besitzer der angrenzenden Grundstücke gegen einen Verkauf und für den Erhalt der alten Bauerngärten entscheiden.

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