Am vergangenen Freitag besuchten wir ein „Bienentalk“ zum Thema Bienenfreundliche Gärten, der auf dem alten Flugplatz in Bonames stattfand. Rund 80 Teilnehmer kamen zu der Veranstaltung, die im Rahmen des Projekts „Frankfurt summt!“ stattfand. Wir haben dabei einiges über die schwarzgelben Nützlinge und die für sie idealen Pflanzenarten gelernt. Fazit: Man kann einiges tun, um die Bienen zu retten.
Bei herrlichstem Sommerwetter und angenehmen Temperaturen radelten wir die Nidda entlang nach Bonames. Der ehemalige Flugplatz der US-Army, der teilweise renaturiert wurde, hat sich mit seinen naturbelassenen Wiesen und Auen in den letzten Jahren zu einem regelrechten Refugium für Pflanzen- und Tierarten entwickelt. Im Restaurant des alten Flugtowers begrüßten Dr. Corinna Hölzer und Cornelis F. Hemmer von der Stiftung für Mensch und Umwelt die interessierten Gäste, eine bunte Mischung aus jungen und älteren Bienenfreunden. Nach einer kurzen Begrüßung ging es zunächst erst mal wieder ins Freie. Mit kleinen Exkursionen in die Umgebung konnten die Teilnehmer die dortige Flora und Fauna erforschen, Bienenhotels bewundern oder sich in der nahe gelegenen Kleingartenanlage über passende Pflanzen für Bienenweiden informieren.
Zahlreiche Bienentipps für den eigenen Garten
Zurück am Veranstaltungsort erhielten wir gleich mehrere Vorträge zum Thema Bienenrettung und heimische Pflanzen, der Grundlage für gesunde Bienenpopulationen. Hemmer machte deutlich, dass wir alle und nicht nur Imker etwas tun können, um die durch Pestizide und Milbenbefall gefährdeten Honigbienen zu retten. Doch auch die 250 (!) in Frankfurt und Umgebung lebenden Wildbienenarten seien bedroht, sagte Dr. Hölzer bei ihrem Vortrag. Die kleinen Verwandten der Honigbiene seien mindestens genauso emsig bei der Bestäubung von Pflanzen wie ihre größeren Schwestern und an zahlreiche Blütentypen angepasst. Jedoch fast die Hälfte der Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Dr. Hölzers Tipps für die Ansiedlung von Wildbienen im eigenen Garten:
- „Schmuddelflächen“ im Garten belassen, da sich die oberirdisch brütenden Wildbienen gerne Nester in Erdhöhlen und Sandhaufen bauen
- Pflanzenreste wie Stängel liegen lassen, da manche Wildbienen darin nisten
- Selber Nisthilfen bauen oder gekaufte Bienenhotels im Garten aufstellen
Zu den Vortragenden gehörte auch die Biologin Dr. Indra Starke-Ottich von der botanischen Abteilung des Senckenberg Instituts. Sie machte deutlich, dass die Pflanzenwelt im Frankfurter Umland nicht ideal für Bienen ist. So seien die ausgedehnten Äcker meist mit Pestiziden belastetete Monokulturen, die oftmals nicht die richtigen Blüten zum Nektarsammeln lieferten. Doch gerade heimische Pflanzen wie der Blutweiderich, die sich in naturbelassenen Gebieten nahe des alten Bonameser Flugplatzes wieder angesiedelt hatten, seien für die auf die lokale Fauna spezialisierten Wildbienen lebenswichtig. Ein weiteres Problem stellten eingewanderte Pflanzenarten wie die Kanadische Goldrute dar, die sich in Frankfurt rasch ausbreiteten und einheimische Arten verdrängten. Auch die Biologin gab in ihrem Vortrag wichtige Anregungen für die richtige Pflanzenhaltung im eigenen Garten:
- Die Mischung machts: Zier- und Nutzpflanzen anbauen
- Auf Dünger und Pestizide ganz verzichten
- Nektarreiche einheimische Pflanzen anbauen
- Küchenkräuter sind optimale Bienenweiden
- Eingewanderte Pflanzen meiden
- Weniger Pflanzen mit rote Blüten verwenden, da Bienen kein Rot sehen können
- Pflanzen mit offenen Blütenkelchen wie z.B. Wildrosen ermöglichen vielen Bienenarten Nektar zu saugen
Um herauszufinden, ob es sich bei einer Pflanze um eine einheimische Sorte handelt, verwies Dr. Starke-Ottich auf eine Infoseite des Senckenberg Instituts.
Naturgärten sind In
Auch der Vortrag der Diplom-Biologin und Gartengestalterin Sabine Kohlstadt weckte unser Interesse. Sie gab Tipps zur Neuanlage von naturnahen Gärten und zur Pflanzenauswahl. Kohlstadt warnte, dass auch Biosamen nicht immer von heimischen Pflanzen stammen und daher auch hier Vorsicht geboten sei. Wildpflanzen sollten grundsätzlich aus der Region stammen. Ihre Bienen-Tipps:
- Beim Anlegen eines Naturgartens auf Vielfalt setzen
- Schotter als Material für Fahrwege verwenden, da Wildkräuter wie Thymian dort gut gedeihen
- Totes Laubholz ist ein hervorragendes Bienenhotel
- Hochbeete aus Schnittholz sind bienenfreundlich, da Wildbienen in der losen Erde zwischen den Ästen nisten können
- Weidenzäune bieten idealen Unterschlupf für Bienen aller Art
Für weitere Infos zum Thema Naturgärten verwies die Gartengestalterin auf die Seite des Vereins Naturgarten e.V. und auf ihre eigene Seite, die demnächst online geht.
Auch wenn das Bienensterben weiter Brisanz besitzt, gewannen wir bei der gelungenen Veranstaltung den Eindruck, dass das Interesse der Menschen an den schwarzgelben Honigsammlern weiter zugenommen hat. Und: Wir können alle etwas für die Bienen tun, ob im eigenen Garten oder auf dem Balkon. Anregungen gab es an diesem Abend jedenfalls genügende.
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