In den letzten Tagen lag abends oft ein intensiver Blütenduft in der Luft, der stärker war, als die allgegenwärtigen Ausdünstungen der Autos in der Großstadt. Beim genaueren Hinschauen zeigte sich, dass es sich um die Blüten der Sommerlinde handelt, deren Duft nicht nur Menschen, sondern auch zahlreiche Bienen erfreut. Genauso wie viele Kräuter besitzen auch Bäume viel Heilkraft, allen voran die Linde, von der vor allem die Blüten und das Holz als Medizin verwendet werden.
Die Linde ist einer der wichtigsten Bäume unserer Kulturgeschichte. Jahrhundertelang stand auf jedem Dorfplatz eine Dorflinde als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Dort wurde gefeiert, geheiratet, aber auch Gericht gehalten. Auch heute noch wächst die Linde bevorzugt dort, wo sich Menschen gerne aufhalten, und wird oft an Straßen und Alleen angepflanzt. In Sagen und Legenden spielt der Baum, der bis zu 1.000 Jahre alt werden kann, ebenfalls eine zentrale Rolle, wie das berühmte Lindenblatt aus der Nibelungensage zeigt.
Lindenblütentee – ein echter Klassiker
Von den zahlreichen Lindenarten, die es gibt, sind die Sommer- und die Winterlinde in Europa am verbreitetsten, wobei erstere bevorzugt für Heilzwecke genutzt wird. Die Sommerlinde wird bis zu 40 Meter hoch und besitzt bis zu 15 Zentimeter breite und lange Blätter, während die Blätter der Winterlinde deutlich kleiner sind. In erster Linie werden die in Trugdolden hängenden gelben Blüten verwendet, die zwischen Juni und Juli ihren intensiven Duft verbreiten. Die Wirkung der Blüten als Tee ist bekannt: Aufgrund der enthaltenen Schleimstoffe sind sie hustenreizstillend und „lindern“ Halsschmerzen. Andere Inhaltsstoffe wie die Glykoside sorgen für die krampflösende, schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung der Blüten. Dadurch helfen sie bei fieberhaften Erkältungen und Bronchialkatarrhen und dienen als Begleitbehandlung bei Rheuma, Nierenleiden und Ischiasbeschwerden. Darüber hinaus besitzt der Tee eine stark beruhigende Wirkung und ist sogar gegen Migräne wirksam. Zum besseren Einschlafen empfiehlt sich allerdings ein Bad mit Lindenblüten.
Die Heilkraft von Holzkohle
Neben Tee können Lindenblüten auch als Tinktur gegen Grippe und Erkältungen verwendet werden. Der Vorteil: Die Tinktur ist lange haltbar und kommt dann zum Einsatz, wenn sie gebraucht wird, nämlich in der Kalten Jahreszeit. Äußerlich in Form von Umschlägen und Waschungen angewendet, hilft sie beim Abheilen von Wunden und Abszessen. Auch das Holz der Linde ist in Form von Holzkohle äußerst wirksam. Da sie die bis zu 90-fache Menge ihres eigenen Gewichts an fremden Stoffen binden kann, ist die Kohle ideal bei Vergiftungen und zum Abtöten von Krankheitskeimen. Sie hilft auch bei vielen Darmerkrankungen und lässt sich ebenso gut zur Entsäuerung einsetzen.
Anwendungsmöglichkeiten:
Tee: 1-2 Teelöffel Lindenblüten mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen und zehn Minuten ziehen lassen. 1-3 Tassen täglich trinken. Für Lindenblütentee eignen sich auch hervorragend getrocknete Blüten, die gemeinsam mit jungen Blättern und dem länglichen Deckblatt, das den Blüten als „Flugapparat“ dient, getrocknet werden können
Tinktur: Lindenblüten in einem Glasgefäß mit Schraubdeckel mit Doppelkorn übergießen und mindestens zwei Wochen an einen sonnigen Platz stellen. Dann die Flüssigkeit abseihen und in eine Flasche aus dunklem Glas abfüllen. Täglich bis zu 3x 10-40 Tropfen einnehmen, evtl. mit Wasser verdünnen.
Holzkohle: Die Kohle lässt sich zwar leicht selbst herstellen, es wird aber wegen der notwendigen Reinheit empfohlen, diese zu kaufen, bspw. in Natur- und Ayurvedashops. Bei Vergiftungen wird 3x täglich eine Messerspitze genommen. Die Kohle sollte dann mit einem leichten Abführmittel wieder aus dem Körper geschwemmt werden.
Titelfoto: Art mechanic
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