Am vergangenen Donnerstag waren wir zu Besuch bei den “Wohnzimmergesprächen auf dem Kirchplatz“ in Ginnheim. Unter dem Titel “Tomaten aus der Dose! Der Anfang vom Ändern ist jetzt!“ hatte das „Stadtlabor unterwegs“ diesmal Vertreter der lokalen Urban Gardening-Bewegung zur Diskussion unter freiem Himmel eingeladen. Mit mehr als 70 Besuchern war der Platz gut gefüllt. Als symbolischen Aufruf zum Umdenken gab es nach der Veranstaltung für jeden Interessierten als kleines Geschenk eine Tomatendose, aus der ein Tomatensteckling wuchs. Da haben wir natürlich zugegriffen.
Der Ginnheimer Kirchplatz mit seiner kleinen Kirche und den umliegenden Fachwerkhäusern bot an dem lauen Abend ein fast idyllisches Ambiente. Dafür sorgten auch die zahlreichen Wohnzimmersessel und -couches, die die Veranstalter aufgebaut hatten und auf denen man es sich gemütlich machen konnte. Auf der „Grünen Couch“ diskutierten die Kulturwissenschaftlerin Verena Kuni, Matthias Emde und Claudia Fricke von Transition Town sowie Kulturanthropologin Karen Schewina über die Frage, wie man eine neue Haltung gegenüber den notwenigen persönlichen und gesellschaftlichen Veränderungen erreichen kann und welche Herausforderungen es dabei gibt. Die Moderation übernahm Jan Jacob Hofmann von der jan & jan architektencooperation.
Doch als Auftakt sorgte erst mal das bekannte Hip Hop-Duo Azzis mit Herz für die passende Einstimmung. Sänger Daniel Sahib hatte nach eigenen Aussagen mit dem Auftritt ein besonderes Anliegen, da er als echter Ginnheimer Bub in der Nähe des Kirchplatzes aufgewachsen war. Danach folgte ein Kurzvortrag von Verana Kuni. Darin betonte sie, dass Schrebergärten eine Form des Urban Gardenings seien, da diese eine Verbindung zwischen Ökologie, Ökonomie und sozialem Austausch darstellten, Begriffe, die auch die neue Gartenbewegung kennzeichneten. Dieser Aussage konnten wir aus eigener Erfahrung nur zustimmen.
Der „Schmetterlingseffekt“: Sinnbild für gesellschaftliche Veränderungen
Karen Schewina beschäftigte sich mit dem Mechanismus gesellschaftlicher Veränderungen. Als Symbol nannte sie die Metamorphose des Schmetterlings, die auch als Modell in der alternativen sozialen Forschung für gesellschaftliche Umwälzungen genannt wird. Kerngedanke: Bei einer Raupe, die sich verpuppt, bilden sich so genannte Imago-Zellen. Diese Zellen, aus denen später der Schmetterling entsteht, wissen jedoch noch nichts voneinander. Erst wenn es mehr werden und sie sich organisieren, kennen die neuen Zellen ihre jeweilige Funktion – ein schönes Bild, das durchaus auch für die Urban Gardening-Bewegung zutreffen könnte.
Im Anschluss folgte ein kurzer Vortag von Matthias Emde und Claudia Fricke, die ihre Seite Transition Town Frankfurt vorstellten. Die aus England stammende Bewegung ist mittlerweile in mehreren deutschen Städten aktiv. Dabei wurde auch ein neues Projekt angesprochen, ein interaktiver Stadtplan, auf dem künftig alle Urban Gardening-Projekte in Frankfurt verzeichnet werden sollen. Wir sind gespannt!
Abschließend sorgte noch einmal eine Wortmeldung aus dem Publikum für Diskussionsstoff: Auf das Statement „Mit Blümchen kann man die Welt nicht retten“ (gemeint waren wohl die bepflanzten Gabionen auf dem Platz) gab es als gemeinsamen Tenor der Diskutanten die Antwort, dass dies zwar stimme, aber jeder seinen Beitrag leisten könne und mit vielen kleinen Schritten einiges zu erreichen sei. Für mich war die Veranstaltung ein gutes Beispiel hierfür, denn ohne die „Wohnzimmergespräche“ und Gabionen wäre der Ginnheimer Kirchplatz an diesem Abend vermutlich ziemlich leer gewesen. So hatten wir wie viele andere einen anregenden Abend mit aktivem Networking erlebt und darüber hinaus viele neuer Eindrücke und Ideen mit nach Hause nehmen können.
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