Für die meisten Frankfurter liegt der Stadtteil Sossenheim ja ein wenig vom Schuss. Umso mehr hat es uns gefreut, dass dort ein neues Urban Gardening-Projekt entstanden ist. Am vergangenen Samstag wurde ein ehemals zugewucherter Vorgarten am Begegnungszentrum einer Seniorenwohnanlage in ein blühendes Beet verwandelt. Hauptsponsoren des Projekts sind der Frankfurter Verband sowie die Frankfurter Rundschau, die mit einem gemeinnützigen Verein seit vielen Jahren hilfsbedürftige ältere Bürger unterstützt.
Da das Wetter an diesem Samstagnachmittag mitspielte, entschlossen wir uns, mit dem Rad nach Sossenheim zu fahren, um uns vor Ort ein Bild über das neue Gartenprojekt zu machen. Der Weg entlang der Nidda mit ihren Altarmen und den vielen ufernahen Wiesen war idyllisch. Das traf auch für den dörflichen Charakter des Frankfurter Stadtteils zu mit seinen kleinen Sträßchen und der Dorfkirche. Die Seniorenanlage in der Toni-Sender-Straße erwies dagegen als eher typisch für ihre Art – ein mehrstöckiger Gebäudekomplex in quadratisch-praktischer Bauweise. Umso mehr fielen die frisch angelegten Beete am Eingang des Begegnungszentrums auf, die von jungen und älteren Freiteitgärtnern fleißig beackert wurden. Mit einer Leseraktion hatte die Frankfurter Rundschau im Vorfeld zur Teilnahme an der Pflanzaktion aufgerufen. Wie wir später erfuhren, waren zehn FR-Leser sowie Bewohner, Nachbarn und Mitarbeiter der Zeitung bereits an diesem Morgen gekommen, um den zirka 60 Quadratmeter großen Vorgarten der Seniorenanlage neu zu gestalten.
Aufwendige Vorarbeiten
Wir sprechen wir mit Gisela Pfalzgraf-Haug, die bis vor kurzem das Begenungszentrum Sossenheim leitete und jetzt auch für die gleiche Einrichtung in Rödelheim verantwortlich ist. „Frau Kiesler, eine Bewohnerin, hatte Pflanzen aus ihrem Garten übrig und fragte mich, ob man diese hier unterbringen könnte“, beschreibt sie den Auslöser für das Gartenprojekt. „Daraufhin legten wir hinter dem Haus zwei Hochbeete an. Auf einmal interessierten sich auch andere Bewohner fürs Gärtnern.“ Im vergangenen Jahr seien dann vor der Wohnanlage einige Bäume gefällt worden, da sie zu viel Schatten geworfen hätten, ergänzt die Leiterin. „Bevor das Projekt starten konnte, kam dann erst einmal ein Gartenbauer mit schwerem Gerät, um die Büsche zu entfernen.“ Wie wir erfahren, wird das Projekt vom Frankfurter Verband sowie der Frankfurter Rundschau geleitet, die auch die Pflanzen gespendet hat. „Wichtig ist jedoch, dass der Anstoß von den Bewohnern kam“, betont Pfalzgraf-Haug. Künftig sollen sich Bewohner und Nachbarn gemeinsam um die Gartenarbeit kümmern.
Alle helfen mit
Beim Rundgang über das Gelände fällt uns auf, wie viele Hände bei dem Projekt mithelfen. Da gibt es Kinder von Nachbarn, die eifrig in der Erde buddeln, aber auch rüstige Senioren, die begeistert Stecklinge einpflanzen. Einige FR-Mitarbeiter befreien sogar die Wege mit professionellem Gartengerät vom Unkraut. Einige ältere Bewohner, die selbst nicht mehr mitgärtnern können, haben Kuchen gebacken und zwei marokkanische Familien aus der Nachbarschft Fettgebackenes vorbeigebracht. Einer der Senioren, ein ehemaliger Architekt, hatte sogar im Vorfeld der Aktion ein Modell gebaut, um zu zeigen, wie er sich die Beete vorstellt. Auch wenn es schließlich nicht 1:1 umgesetzt wurde, macht es deutlich, wie das Gartenprojekt alle bewegt. Es zeigt uns einmal mehr, dass Urban Gardening in erster Linie eine soziale Funktion besitzt und vor allem die Zusammenarbeit und Kommunikation fördert. Beim anschließenden Grillfest können wir leider nicht mehr dabei sein, da wir noch bei einem anderen Projekt vorbeischauen wollen. Jetzt im Frühling ist eben viel los in der urbanen Gartenszene.
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