Die Einteilung der Beete ist klar, das Saatgut liegt bereit. Bleibt die wichtige Frage: Wann soll gesät und gepflanzt werden? Nicht wenige Gärtner orientieren sich heute beim Säen, Pflanzen und Ernten am Mondkalender. Ist das esoterischer Humbug oder ist etwas dran, am Gärtnern mit dem Mond? Wir haben nachgeforscht.
Seit rund 20 Jahren erfreuen sich Mondkalender wachsender Beliebtheit, zum Teil mit Auflagen in Millionenhöhe. In diesen astrologischen Kalendern werden zu verschiedenen Mondständen Tipps für den „richtigen Zeitpunkt“ alltäglicher Handlungen gegeben – von Gesundheit und Körperpflege bis hin zur Haus- und Gartenarbeit. Für das Pflanzenwachstum spielt neben der jeweiligen Mondphase, also zu- oder abnehmender Mond, auch das jeweils zugehörige Tierkreiszeichen eine wichtige Rolle. So ist bspw. nach dem Mondkalender für das Jäten von Unkraut nicht nur der abnehmende Mond die beste Zeit, sondern auch das Sternzeichen Steinbock ideal. Dieses Wissen ist seit der Antike bekannt und spielte in früheren Jahrhunderten in der bäuerlichen Landwirtschaft, aber auch im Bereich Wissenschaft und Medizin eine wichtige Rolle. Im Zuge der Aufklärung wurden die Kenntnisse über die Kräfte des Mondes und der Gestirne jedoch ins Reich des Aberglaubens verbannt und verschwanden so nach und nach aus dem Volksbewusstsein.
Erst Rudolf Steiner, der die biologische Landwirtschaft begründete und in diesem Kontext auch Hinweise auf die großen Zusammenhänge von Kosmos und Erde gab, machte dieses alte Wissen wieder populär. Ausgehend von seinen Anregungen erforschte die biodynamische Pionierin Maria Thun über Jahrzehnte den Einfluss der Gestirne auf das Pflanzenwachstum. Ihre Forschungen ergaben, dass sich gleiche Pflanzen je nach astronomischer Konstellation bei Aussaat und Pflege unterschiedlich entwickeln. Auch für die Verarbeitung und Lagerung konnte sie gute und weniger günstige Tage feststellen. Aufgrund dieser Erkenntnisse prägte Thun die Begriffe Wurzel-, Blatt-, Blüten- und Fruchttage, die auch heute noch im Mondkalender verwandt werden.
Der Einfluss der Gravitation
Ob man durch das Gärtnern nach dem Mond wirklich bessere Ernten erzielt, ist nach wie vor nicht empirisch bewiesen. Unumstritten ist jedoch die physikalische Tatsache, dass unser Mond, genauso wie Planeten und Sterne, dem Gesetz der Gravitation unterworfen ist. Eine ihrer bekanntesten Auswirkungen ist der Einfluss des Mondes auf die Gezeiten. Dabei zieht er bei Ebbe die Wassermassen aufs offene Meer hinaus und treibt sie während der Flut zurück an die Küsten. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass solche gewaltigen Gravitationskräfte nicht nur Auswirkungen auf große Wassermassen, sondern auch auf die Pflanzensäfte besitzen. Enstprechend gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die bestätigen, dass ein direkter Zusammenhang besteht zwischen der Zu- und Abnahme des Mondes und dem Auf- und Absteigen der Säfte in Bäumen. Weiter wurde nachgewiesen, dass Pflanzen auf den Vollmond mit einem Wachstumsschub reagieren.
Auf- und absteigender Mond
Neben den Mondphasen spielt für Mondgärtner die genaue Position des Trabanten am Himmel eine wichtige Rolle, denn der Himmelskörper steht bei seinem Lauf mal höher und mal tiefer zum Horizont. Astrologisch gesehen steigt er dem Ablauf der Sternzeichen folgend vom tiefsten Punkt im Sternbild Schütze bis zum Wendepunkt im Sternzeichen Zwilling auf und sinkt dann wieder zurück zum Schützen. Dieser sogenannte „siderische“, d.h. sternenbezogene Mondzyklus ist jedoch nicht mit den Mondphasen zu verwechseln, bei der es um die Rotation des Mondes um die Erde geht. Für Mondgärtner sind vor allem die Kräfte des jeweiligen Sternbilds entscheidend, die der Mond ihrer Ansicht nach auf die Erde lenkt, wenn er in dem entsprechenden Tierkreiszeichen steht.
Die Bedeutung der Sternbilder
Als Kraftübertragung dienen dem Mond die vier Elemente Feuer/Wärme, Erde, Luft/Licht sowie Wasser. Die Sternbilder sind in Dreiergruppen zusammengefasst, sogenannte Trigone, die jeweils einem Element zugeordnet werden, das eine besondere Wirkung auf bestimmte Pflanzengruppen besitzen soll. Hier eine Übersicht:
- Frucht-Trigon (Element Wärme). Sternzeichen: Löwe, Widder, Schütze. Beeinflusst Fruchtpflanzen wie Obstbäume und Beerensträucher sowie Fruchtgemüse, z.B. Tomaten, Auberginen und Kürbis.
- Wurzel-Trigon (Element Erde). Sternzeichen: Jungfrau, Stier, Steinbock. Dazu gehört Wurzelgemüse mit unterirdischen oder bodennahen Speicherorganen wie Kartoffeln, Möhren, Zwiebeln und Sellerie
- Blüten-Trigon (Element Luft/Licht). Sternzeichen: Zwilling, Waage, Wassermann. Dazu zählen Pflanzen mit auffälligen Blüten wie Blumen, Blütensträucher und Stauden sowie Gemüsearten wie Blumenkohl oder Brokkoli.
- Blatt-Trigon (Element Wasser). Sternzeichen: Fische, Krebs, Skorpion. Zu den Blattpflanzen gehören Kräuter und Blattgemüse wie Salbei, Minze und Salate sowie Heckenpflanzen und Stauden.
Tipps für die Praxis
Je nachdem, in welchem Sternbild, der Mond gerade steht, gibt es also Wurzel-, Blatt-, Blüten- und Fruchttage. In Kombination mit dem Mondstand im jeweiligen Sternzeichen lässt sich ableiten, welche Blumen, Kräuter, Gemüse oder Sträucher wann am besten ausgesät, gepflanzt, geschnitten oder geerntet werden. Als Faustregel gilt, dass bei aufsteigendem Mond der Saft in die oberen Pflanzenteile gezogen wird, weshalb in dieser Phase Obst geerntet werden sollte, das dann länger haltbar und weniger anfällig für Krankheiten sein soll. Bei absteigendem Mond ziehen sich Wasser und Nährstoffe dagegen in die unteren Pflanzenteile zurück. Aus diesem Grund eignet sich diese Phase besonders für die Aussaat, aber auch die Ernte von Wurzelgemüse. Beim niedrigem Mondstand im Zeichen des Steinbock oder Schützen sollte man Unkraut jäten oder Rasen mähen, da die Pflanzen danach langsamer wachsen.
Wem das alles zu kompliziert ist und wer dennoch das Gärtnern nach dem Mond ausprobieren möchte, der sollte sich einen Mondkalender besorgen, der sich speziell mit dem Thema beschäftigt. Und es gibt natürlich auch Webseiten zu dem Thema. Also, warum nicht einfach einmal ausprobieren, ob das Gärtnern nach dem Mond funktioniert?
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