Wer kennt nicht die leckere Maibowle, mit der traditionell der Wonnemonat eingeläutet wird? Seinen charakteristischen Geschmack erhält das prickelnde Getränk vom Waldmeister. Bereits als Kind habe ich dieses Aroma im grünen Wackelpudding geliebt und dachte, die Geschmacksrichtung Waldmeister sei ein Fantasienamen. Doch es handelt sich um eine vielseitige Heilpflanze, die ähnlich wie der Bärlauch gerne gesellig im Schatten von Laubbäumen wächst.
Dass dem grünen Wackelpudding heute kein echtes Waldmeister-Aroma mehr beigegeben wird, liegt an der leicht toxischen Wirkung des Pflanzenstoffes Cumarin, der auch für den charakteristischen Geschmack und Geruch des Waldmeisters zuständig ist. Letzterer entfaltet sich jedoch erst in getrocknetem Zustand richtig. In Maßen genossen, wirkt das Cumarin euphorisierend und berauschend, was den Waldmeister bereits bei den Germanen beliebt gemacht haben soll, die damit ihr Bier würzten. Seit dem Mittelalter kennt man den Brauch der Maibowle, mit welcher der Beginn des Frühlings feuchtfröhlich eingeläutet wurde.
Auch im Garten anbaubar
Zu den vielen Namen, die der Waldmeister besitzt, gehören u.a. Herzfreund und Leberkraut, was auf die spezifische Heilwirkung schließen lässt. Die krautige Pflanze, die man meist in größeren Familien findet, wird bis zu 50 Zentimeter hoch und bevorzugt lichte Laubwälder als Standort. Sie ist übrigens auch eine beliebte Futterpflanze für einige Schmetterlingsarten und kann gut an schattigen Stellen im Garten angebaut werden. Die mehrjährige Pflanze ist frostbeständig und benötigt nur wenig Wasser sowie humusreiche Erde. Man kann sie als Steckling setzen oder im Herbst aussähen, denn sie braucht Frost, um zu keimen. Geerntet wird dann ab dem zweiten Jahr. Von April bis in den Juni entfalten sich die charakteristischen weißen, sternförmigen Blüten mit ihren jeweils vier Blütenblättern. Dann wird gesammelt. Am besten pflückt man den Waldmeister zu Beginn der Blütezeit, da dann der Cumarin-Gehalt geringer ist. Ab Juni bis in den September bildet die Pflanze Klettfrüchte, die sich am Fell von Tieren oder auch an Kleidungsstücken festhaken und so für seine Verbreitung sorgen.
Eine alte Heilpflanze
Die etymologische Bedeutung des Namens Waldmeister deutet auf seinen natürlichen Standort und die Verwendung als Heilpflanze mit „meisterhafter Wirkung“ hin. So soll er beruhigend, blutreinigend, krampflösend und harntreibend wirken und hilft u.a. gegen Herzschwäche, Migräne, Schlaflosigkeit, Nierensteine, Leberleiden, aber auch Ekzeme. Wegen des Pflanzenstoffes Cumarin ist wie gesagt jedoch etwas Vorsicht geboten. Eine Überdosis kann leicht zu Kopfschmerzen führen, ist aber nicht wirklich gefährlich. Waldmeister wird in der alternativen Medizin vor allem als Tee verwendet, aber auch im Duftkissen zusammen mit Salbei und Lavendel, wo er eine beruhigende Wirkung entfaltet.
Anwendungsmöglichkeiten:
Tee: Hierbei wird das blühende Kraut genommen, das man frisch aber auch gut getrocknet verwenden kann. 3 Teelöffel mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergießen und nach ca. 5 Min. abseihen.
Bowle: 1 Bund Waldmeister zunächst über Nacht trocknen lassen oder kurz einfrieren und dann mit den Stängeln nach oben an einem Faden in ein Glasgefäß mit 2 Litern trockenem Weißwein hängen (die Stielenden sollten rausschauen). Nach ca. 30 Minuten den Waldmeister wieder herausnehmen, sonst werden Bitterstoffe freigesetzt. Dann mit 1 Liter halbtrockenem Sekt auffüllen, evtl. leicht zuckern und kühlen. Statt Sekt kann man auch Mineralwasser nehmen. Eine alkoholfreie Variante ist mit Apfelsaft sowie Minze und Früchten.
Titelbild: Hajotthu
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